November 2016 |
161107 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der schweizerische Stromkonzern Alpiq hat vergebens versucht, die beiden Atomkraftwerke Gösgen und Leibstadt seinem Großaktionär Electricité de France (EDF) zu schenken. Wie der Züricher "Tages-Anzeiger" (5.11.) und die im selben Haus erscheinende "Sonntagszeitung" (6.11.) berichteten, geht dies aus einem vertraulichen Protokoll der Energiekommission des Nationalrats hervor.
Im Mai dieses Jahres hatten vor dieser Kommission die Verwaltungsratspräsidenten der Stromkonzerne Alpiq und Axpo die schwierige Situation geschildert, in der sich ihre Unternehmen als Betreiber und Eigentümer der fünf schweizerischen Reaktoren befinden. Unter anderem wurden sie gefragt, weshalb man nicht versucht habe, die Atomkraftwerke der EDF oder anderen ausländischen Interessenten zu verkaufen. Der Alpiq-Verwaltungsratspräsident Jens Alder antwortet daraufhin: "Ich habe als erstes der EDF unsere AKW als Geschenk angeboten. Dies wurde aber abgelehnt." Die EDF habe nämlich mit ihren eigenen Kernkraftwerken schon genug finanzielle Probleme.
"Wir müssen irgendeine Lösung finden, um aus dieser Situation herauszukommen", soll Alder die Parlamentarier angefleht haben. "Mit den AKW werden wir in den nächsten zehn Jahren nur noch Geld verlieren, was nachher kommt, wissen wir alle nicht." Sein Axpo-Kollege Thomas Sieber habe sich ähnlich geäußert.
Mangels ausländischer Interessenten hoffen beide Konzerne nun darauf, daß ihnen der Staat diese Bürde abnimmt oder zumindest erleichtert. "Wir würden unsere AKW gerne dem Staat verkaufen, ja sogar für einen symbolischen Preis von einem Franken verschenken", erklärte der Alpiq-Verwaltungsratspräsident in der erwähnten Sitzung der nationalrätlichen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK-N).
Offiziell lehnen Alpiq und Axpo aber noch immer einen Ausstieg aus der Kernenergie ab. Sie begründen dies damit, daß die Reaktoren auch dann Kosten verursachen, wenn sie abgeschaltet sind, und der Weiterbetrieb deshalb das kleinere Übel sei. "Eine freiwillige frühzeitige Abschaltung ist für das Unternehmen wirtschaftlich nicht tragbar", erklärte Alpiq am 31. Oktober in einer Stellungnahme zu der Ausstiegsinitiative, über die am 27. November entschieden wurde (161106). "Die Berechnungen zeigen, dass für Alpiq im heutigen System der langfristige Weiterbetrieb wirtschaftlich die am wenigsten schädliche Variante ist." Bei Annahme der Ausstiegsinitiative werde dem Unternehmen dagegen ein wirtschaftlicher Schaden in der Größenordnung von rund 2,5 Milliarden Franken entstehen.