Oktober 2015

151009

ENERGIE-CHRONIK


"Turkish Stream" verliert für Kreml an Bedeutung

Knapp ein Jahr nach dem Platzen von "South Stream" (141201) und der damit verbundenen Neuorientierung auf "Turkish Stream" (150604) hat die Begeisterung des Kreml für dieses neue Pipeline-Projekt nachgelassen. Wie Gazprom-Chef Alexey Miller am 6. Oktober wissen ließ, sollen jetzt nur noch zwei statt vier Stränge durch das Schwarze Meer verlegt werden. Damit würde die Kapazität der Pipeline halbiert. Ursprünglich waren 63 Milliarden Kubikmeter jährlich vorgesehen, wovon 15 Milliarden den Eigenbedarf der Türkei decken sollten.

Türkei pocht auf versprochenen Gas-Rabatt von 10,25 Prozent

Der Gazprom-Chef begründete die Reduzierung mit der jetzt beschlossenen Verdoppelung der Kapazität der Ostsee-Pipeline (150905). Eine Rolle dürfte allerdings auch spielen, daß die Türkei auf der Einräumung eines Rabatts von 10,25 Prozent für russische Gaslieferungen besteht. Dieser Rabatt wurde von den Russen zugesagt, als die Gazprom und der türkische Energiekonzern Botas am 1. Dezember 2014 ein Memorandum zum Bau der 1100 Kilometer langen Leitung unterzeichneten, die von Rußland durchs Schwarze Meer führen und im europäischen Teil der Türkei anlanden soll. Allerdings gibt es dazu keine schriftlichen Vereinbarungen. Anscheinend wollen die Russen den zugesagten Rabatt herunterhandeln, falls es nach den am 1. November stattfindenden Parlamentswahlen in der Türkei zur Unterzeichnung des noch ausstehenden Regierungsabkommens über Turkish Stream kommen sollte.

Russische Kampfjets verletzten NATO-Luftraum

Auch sonst steht es mit den russisch-türkischen Beziehungen nicht zum besten. Anfang Oktober haben russische Kampfjets, die der Kreml zur Unterstützung des Assad-Regimes in Syrien entsandte, den Luftraum des NATO-Mitglieds Türkei verletzt. Die Regierung in Ankara drohte daraufhin mit dem Abschuß solcher Eindringlinge.

Mit dem KKW Akkuyu geht es äußerst langsam voran

Die Verschlechterung der Beziehungen belastet auch den Bau des ersten türkischen Kernkraftwerks in Akkuyu nahe dem Mittelmeerhafen Mersin (090804). Er geht sowieso nur äußerst langsam voran, nachdem die Russen 2009 damit beauftragt wurden. Erst im April dieses Jahres kam es zur Grundsteinlegung.

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