Januar 2015

150105

ENERGIE-CHRONIK


 


Der Name ist Programm: Die "Independence" befreit Litauen vom Preisdiktat der Gazprom. Die schwimmende Umladestation könnte sogar Lettland und Estland mitversorgen.
Foto: MasiulisJonas1/Wikipedia

Litauen macht sich mit Flüssiggas von Rußland unabhängig

Im Hafen von Klaipeda (Memel) wurde mit Jahresbeginn ein Flüssiggas-Terminal in Betrieb genommen, der die Abhängigkeit Litauens von russischen Gaslieferungen beendet. Nach Angaben der Regierung kann er auch die Nachbarstaaten Lettland und Estland mitversorgen und bis zu 90 Prozent des Gasbedarfs der baltischen Staaten decken. Der russische Gaslieferant Gazprom hat deshalb schon im Vorjahr den exorbitanten Preis von 396 Euro, den er bisher pro tausend Kubikmeter verlangte, auf 292 Euro herabgesetzt. Allein durch diese Ermäßigung macht sich der Bau des Terminals mehrfach bezahlt.

Kernstück des Terminals ist die schwimmende Umladestation "Independence", die in Südkorea gefertigt wurde und nach einer Reise um den halben Erdball im Oktober 2014 den Hafen von Klaipeda erreichte. Das 294 Meter lange Schiff verfügt über vier Tanks mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 170.000 Kubikmetern. Es übernimmt das komprimierte Flüssiggas von LNG-Tankern, die seitlich andocken, um es durch Erwärmung im Mengenverhältnis 1:600 wieder in normales Gas umzuwandeln und an Land weiterzuleiten. Die Erwärmung soll im Sommer mit dem Wasser des Kurischen Haffs erfolgen. Im Winter stehen gasbetriebene Wärmetauscher zur Verfügung.

Vorläufig deckt Litauen etwa ein Fünftel seines Gasbedarfs über den LNG-Terminal. Mit der norwegischen Statoil wurde ein entsprechender Vertrag über die Lieferung von jährlich 540 Millionen Kubikmeter bis 2020 geschlossen.

Hafen Brunsbüttel erwägt LNG-Transport per Schiene

Die "Brunsbüttel Ports GmbH", die Eigentümer und Betreiber der Hafengruppe Brunsbüttel ist, erwägt die Errichtung eines LNG-Terminals an der Elbmündung. Am 19. Januar unterzeichnete sie mit dem Schienenlogistikunternehmen VTG eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet. Demnach wird VTG zwei Prototypen von Kesselwagen für den Transport von flüssigem Erdgas entwickeln.

Obwohl Deutschland den höchsten Gasbedarf aller EU-Staaten hat, verfügt es bisher über keinen Flüssiggas-Terminal. Der E.ON-Konzern hat zwar zeitweilig die Errichtung einer solchen Anlage in Wilhelmshaven erwogen (051017). Er zog es dann aber vor, seine LNG-Einkäufe über den bestehenden Terminal Rotterdam abzuwickeln (131012).

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