Dezember 2013

131203

ENERGIE-CHRONIK


 

 

Der ungewöhnlich starke Anstieg der Strompreise von 2012 bis 2013 ist fast nur auf Abgaben und Steuern zurückzuführen.

Quelle: Monitoringbericht 2013

Stärkster Strompreisanstieg für Haushalte seit der "Liberalisierung"

Für Haushaltskunden wurde Strom 2013 gegenüber dem Vorjahr um 12,7 Prozent teurer. Das ist der größte Preisanstieg seit 2006, als die Bundesnetzagentur zum ersten Mal die Strompreise ermittelte. Zugleich handelt es sich um den stärksten Preisschub seit der 1998 erfolgten "Liberalisierung" des Energiemarktes. Nur 2002 gab es einen annähernd so krassen Anstieg (091103). Im Unterschied zu früheren Jahren (080902) haben sich aber seit 2009 die Kosten für Strombeschaffung und Vertrieb nur noch geringfügig erhöht (um 1,1 Prozent). Der Preisanstieg der letzten vier Jahre ist deshalb fast fast ausschließlich auf die weitere Zunahme von Abgaben (um 63,2 Prozent) und Steuern (um 18,7 Prozent) sowie auf höhere Netzentgelte (um 7,8 Prozent) zurückzuführen. Dies ergibt sich aus dem Monitoringbericht 2013 über die Entwicklung der deutschen Elektrizitäts- und Gasmärkte im Jahr 2012, den die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt am 19. Dezember gemeinsam vorlegten.

 

 

Besonders teuer wurde es wieder für die Kunden, die mit dem Grundversorgungs-Tarif vorliebnahmen. Der Wechsel zu einem anderen Lieferanten, der lange Zeit keine sonderlichen Vorteile gegenüber einem bloßen Vertragswechsel bot, wurde dagegen attraktiver.

Quelle: Monitoringbericht 2013

 

In der Grundversorgung zahlten die Verbraucher am meisten

In der Grundversorgung zahlten Haushaltskunden am 1. April 2013 sogar durchschnittlich 30,11 Cent pro Kilowattstunde und damit 13,2 Prozent mehr als am Stichtag des Vorjahres. Wer einen günstigeren Vertrag beim selben Versorger hatte, zahlte im Schnitt 29,09 Cent/kWh (plus 12,8 Prozent). Beim Wechsel zu einem anderen Lieferanten waren es 27,94 Cent/kWh oder 9,9 Prozent.

Aus statistischer Sicht konnte somit durch Lieferantenwechsel eine Einsparung von maximal 2,17 Cent/kWh erreicht werden. Das klingt nicht gerade eindrucksvoll. In der Vergangenheit war die so errechnete Einsparung aber noch geringer.

Etwas flacher verlief der Anstieg der Strompreise für Gewerbekunden (um 12,8 Prozent auf durchschnittlich 26,74 Cent/kWh). Deutlich besser kam die Industrie davon, die bei einem mittleren Strompreis von 17,17 Cent/kWh nur um 9,9 Prozent mehr belastet wurde.

 

 

Unabhängige Stromanbieter waren am ehesten geneigt, die Vorteile des verbilligten Stromeinkaufs an die Kunden weiterzugeben.

Quelle: Monitoringbericht 2013

 

Wer von den gesunkenen Beschaffungspreisen profitieren wollte, mußte den Lieferanten wechseln

Obwohl die Beschaffungskosten für Strom an der Börse seit 2009 deutlich gesunken sind (120806), werden die dadurch möglichen Einsparungen von den meisten Lieferanten nur teilweise und in sehr unterschiedlichem Maße an die Kunden weitergegeben. Wie der Monitoringbericht zeigt, profitieren noch am ehesten Industrie, Gewerbe und besonders wechselbereite Haushaltskunden. Für letztere ist der Kostenblock "Energiebeschaffung und Vertrieb" in den vergangenen vier Jahren um gut zehn Prozent gesunken. Für solche Haushalte, die mit oder ohne Vertragswechsel beim Grundversorger blieben, erhöhte er sich dagegen um 0,6 bzw. 2,4 Prozent.

Ein weiteres Indiz dafür, daß Einsparungen beim Stromeinkauf nicht weitergegeben werden, ist der Anstieg der Vertriebskosten. Von 2009 bis 2013 betrug er fast sechzig Prozent. Zum großen Teil dürfte dieser Anstieg auf höhere Gewinnmargen zurückzuführen sein – zumindest bei den etablierten Versorgern, deren Kunden vor allem in der Grundversorgung sehr träge sind und nicht so schnell zu einem anderen Lieferanten wechseln. Unabhängige Anbieter waren dagegen eher bereit, auf höhere Gewinnanteile zu verzichten, um in der Konkurrenz mit den etablierten Anbietern attraktiver zu werden. Sie hatten das auch bitter nötig, denn ihre Preise waren bisher kaum niedriger als die Sondertarife der Grundversorger, und 2011 lagen sie sogar darüber. Dagegen bewegte sich 2013 der Haushaltsstrompreis im Falle eines Lieferantenwechsel noch deutlicher als im Vorjahr unter dem der beiden anderen Kategorien.

 

 

Die starke Zunahme des Kostenfaktors "Vertrieb" um fast 60 Prozent gegenüber 2009 dürfte teils auf konkurrenzbedingte Mehrausgaben für Werbung, Provisionen etc. zurückzuführen sein, teils aber auch auf die Erhöhung der Gewinnmarge, die ebenfalls darin enthalten ist.

Quelle: Monitoringbericht 2013

 

Die Stromrechnung besteht inzwischen zur Hälfte aus Abgaben und Steuern

Die jetzt vorgelegten Zahlen des Monitoringberichts zeigen, daß 2013 der durchschnittliche Haushalts-Strompreis von 29,38 Cent/kWh ziemlich genau zur Hälfte aus Abgaben und Steuern bestand. Die Abgaben umfaßten die Konzessionsabgabe (1,67 Cent), die EEG-Umlage (5,28 Cent), die KWKG-Umlage (0,13 Cent), die Umlage für die Netzentgelt-Entlastung von Großverbrauchern nach § 19 der Stromnetzentgeltverordnung (0,33 Cent/kWh) sowie die Umlage für Offshore-Haftung (0,25 Cent). Hinzu kamen die Stromsteuer (2,05 Cent) und die Umsatzsteuer (4,69 Cent).

Infolge des Anstiegs der EEG-Umlage auf 6,24 Cent/kWh (131006) ist der weitere Anstieg der staatlich verfügten Belastungen bereits programmiert, so daß sie 2014 mehr als die Hälfte des Strompreises ausmachen werden. Die im SPD-Wahlprogramm geforderte Senkung der Stromsteuer um 25 Prozent (130810) hätte nicht einmal diesen Anstieg kompensiert. In dem von der Großen Koalition vereinbarten energiepolitischen Programm (131101) ist von einer Senkung der Abgaben- und Steuerlast für die Kleinverbraucher von Strom gar nicht erst die Rede. Dabei läßt sich absehen, daß die beabsichtigte EEG-Reform auch bei einem einigermaßen erfolgreichen Verlauf die EEG-Umlage weiter steigen lassen wird. Um die Verbraucher vor diesen Kosten zu schützen, wäre zumindest die komplette Abschaffung der Stromsteuer oder die Halbierung der Mehrwertsteuer auf Strom notwendig.

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