Stromversorger erhöhten Beschaffungskosten binnen eines Jahres um bis zu 24 Prozent

Die deutschen Stromversorger haben jene Bestandteile der Stromrechnung, die sie selbst bestimmen können, binnen eines Jahres um bis zu 24 Prozent erhöht. Dies ergibt sich aus dem "Monitoringbericht 2008", den die Bundesnetzagentur am 23. September vorlegte. Demnach stiegen vom 1. April 2007 bis zum 1. April 2008 die Kosten für "Energiebeschaffung und Vertrieb" in der Kategorie Dc (Haushalte) um 24,2 Prozent (Grundversorgung) bzw. um 19,69 Prozent (außerhalb Grundversorgung). In der Kategorie lg (Industrie) erhöhte sich dieser Kostenbestandteil um 20,69 Prozent (Stromsteuer-Regelsatz) bzw. um 20,84 Prozent (produzierendes Gewerbe). Nur in der Kategorie lb (gewerbliche Niederspannungskunden) fielen die entsprechenden Steigerungen mit 7,16 bzw. 6,67 Prozent geringer aus (siehe Tabelle).

Die enorme Erhöhung der Beschaffungs- und Vertriebskosten fand gewissermaßen im Windschatten gesunkener Netznutzungsentgelte statt. Da die Netzentgelte eine dämpfende Wirkung hatten, stiegen die Endverbraucherpreise in der Kategorie Dc (Haushalte) "nur" um 7,36 bzw. 5,5 Prozent und in der Kategorie lg (Industrie) um 13,3 bzw. 13,0 Prozent. Bei gewerblichen Niederspannungskunden blieben die Strompreise praktisch unverändert, da hier die Erhöhung der Beschaffungs- und Vertriebskosten durch Senkungen bei allen anderen Bestandteilen des Strompreises ausgeglichen wurden.

Die Erhebungen der Bundesnetzagentur bestätigen den Eindruck, daß die Stromunternehmen, die bis zur Einsetzung der Regulierungsbehörde vor allem von überhöhten Netzentgelten profitierten, inzwischen in den regulierungsfreien Bereichen Erzeugung und Vertrieb kräftig aufschlagen. An den Netzen, die unter der Aufsicht der Behörde nur noch normale Renditen ermöglichen, sind sie dagegen deutlich weniger interessiert. Den vier Großstromerzeugern dürften sinkende Netzkosten insofern sogar willkommen sein, als sich dadurch die Umschichtung ihres Profitpotentials auf die regulierungsfreien Bereiche besser kaschieren läßt.

Gaspreis für Haushalte stieg um fünf Prozent auf 6,90 ct/kWh

Gas wurde vom 1. April 2007 bis zum 1. April 2008 in allen Abnahmefällen teurer. Innerhalb der Grundversorgungsgebiete lag der durchschnittliche mengengewichtete Gesamtpreis für Industriekunden bei 4,52 ct/kWh (plus 6,9 Prozent), für gewerbliche Kunden bei 6,06 ct/kWh (plus 5,6 Prozent) und für Haushaltskunden des Allgemeinen Tarifs 6,90 ct/kWh (plus 5,0 Prozent). Haushaltskunden mit Sonderverträgen zahlten 6,51 ct/kWh (plus 4,2 Prozent). Außerhalb der Grundversorgungsgebiete lag der ermittelte mengengewichtete Gesamtpreis für Industriekunden bei 3,38 ct/kWh, für gewerbliche Kunden bei 6,01 ct/kWh und für Haushaltskunden bei 6,41 ct/kWh. Die Preise war somit etwas niedriger, wenn die Anbieter das Gas an Kunden außerhalb der eigenen Grundversorgungsgebiete lieferten. Außerdem hatten Haushalte mit Sonderverträgen einen Preisvorteil gegenüber der großen Mehrheit, die weiterhin zum Allgemeinen Tarif bezog.

Mittlerweile sind hier genannten Gaspreise bereits wieder überholt, da der Rekordstand der Ölpreise im Mai 2008 eine neue Welle von Gaspreiserhöhungen auslöste (080501). So erhöhte E.ON um bis zu 15 Prozent (080608), RWE um bis zu 29 Prozent (080704) und EnBW um rund 20 Prozent (080801)

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