August 2013

130811

ENERGIE-CHRONIK


 

Mit der Netzeinspeisung von Biogas wächst auch die Belastung durch die Kosten der Einspeisung, denn diese werden über die Netzentgelte auf den Gaspreis umgelegt. Im vergangenen Jahr waren das insgesamt 107 Millionen Euro.

Biogas-Einspeisung bleibt weit hinter den gesteckten Zielen zurück

Die Einspeisung von Biogas ins Gasnetz hat 2012 gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent zugenommen. Sie bleibt aber nach wie vor weit hinter den gesteckten Zielen zurück. Dies zeigt der dritte Biogas-Monitoring-Bericht, den die Bundesnetzagentur am 19. August veröffentlichte. Sie hat diesen Bericht gemäß § 37 der Gasnetzzugangsverordnung jährlich vorzulegen. In § 31 enthält diese Verordnung das erklärte Ziel, "die Einspeisung des in Deutschland bestehenden Biogaspotentials von 6 Milliarden Kubikmetern jährlich bis 2020 und 10 Milliarden Kubikmetern jährlich bis zum Jahr 2030 in das Erdgasnetz zu ermöglichen". Der von der Bundesnetzagentur vorzulegende Bericht untersucht neben der Erreichung dieses Ziels die Kostenstruktur für die Einspeisung von Biogas, die erzielbaren Erlöse, die Kostenbelastung der Netze und Speicher sowie die Notwendigkeit von Musterverträgen.

Offizielle Vorgabe ist noch immer, bis 2030 zehn Prozent des Gasverbrauchs mit Biogas zu decken


Bei linearer Fortschreibung der bisherigen Entwicklung sei eine "deutliche Zielverfehlung" zu erwarten, heißt es in dem Bericht der Bundesnetzagentur. Das ist sehr milde formuliert, wie diese Grafik zeigt. Aber es wäre auch keineswegs sinnvoll, die Bioenergien derart zu forcieren, wie das in § 31 der Gasnetzzugangsverordnung vorgesehen ist.

Die Zahl der Biogasanlagen, die ins Gasversorgungsnetz einspeisen, hatte sich Ende 2012 von 77 auf 108 erhöht. Die eingespeiste Biogas-Menge stieg von 275 auf rund 413 Millionen Kubikmeter. Das normierte Ziel von sechs Milliarden Kubikmeter bis zum Jahre 2020 wurde bisher aber lediglich um 6,88 Prozent erfüllt. Auch im günstigsten Falle wurde nach Feststellung der Bundesnetzagentur "das Mengenziel 2020 ersichtlich weit verfehlt". Dasselbe gilt für die zehn Milliarden Kubikmeter, die bis zum Jahre 2030 erreicht werden sollen.

Die Erwartung der seinerzeitigen schwarz-roten Bundesregierung, bis 2030 rund zehn Prozent des deutschen Gasverbrauchs mit Biogas decken zu können (071204), erweist sich damit als Illusion. Ebenso die entsprechende Zielsetzung in § 31 der neugefaßten Gasnetzzugangsverordnung, die 2010 von der schwarz-gelben Bundesregierung beschlossen wurde. Bestätigt wird hingegen die Warnung der "Leopoldina", daß Biomasse nur beschränkt als erneuerbare Energiequelle dienen kann und der weitere Ausbau von Bioenergien nicht forciert werden sollte (120711).

Normales Erdgas ist um mehr als die Hälfte billiger

Die Herstellungskosten für aufbereitetes Biogas in Erdgasqualität zeigen mit einer Spanne von 1,8 Cent/kWh bis 8,3 Cent/kWh eine sehr große Streubreite. Als arithmetisches Mittel errechnete die Bundesnetzagentur 5,7 Cent/kWh (Vorjahr 5,4 Cent/kWh). Bei einer mengenmäßigen Gewichtung der Einspeisungen liegen die durchschnittlichen Herstellungskosten bei 5,3 Cent/kWh (Vorjahr 5,7 Cent/kWh). Das durchschnittliche Einspeisevolumen einer Anlage lag im Berichtsjahr 2012 bei 709 Normkubikmetern pro Stunde. Damit hat es sich im Vergleich zu 2011 um 8,9 Prozent verringert.

Der Verkaufspreis für Biogas differierte ebenfalls sehr stark und lag mengengewichtet im Durchschnitt bei 7,02 Cent/kWh. Das waren 4,3 Cent oder 63 Prozent mehr als der durchschnittliche Grenzübergangspreis für normales Erdgas, der 2012 durchschnittlich 2,9 Cent/kWh betrug. Dennoch ist die gehandelte Menge an Biogas kontinuierlich auf 6,06 Milliarden Kilowattstunden gestiegen, weil das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) attraktive Einspeisungsvergütungen für die Stromerzeugung mit Biomasse gewährt. Das gilt auch für Gasmengen aus dem Netz, denen eine an anderer Stelle eingespeiste Menge an Biogas entspricht. Ab diesem Jahr verringern sich allerdings diese Vergütungen und Boni ab 2013 jährlich um 2 Prozent. Außerdem sind ab 2014 nur noch solche Anlagen vergütungsfähig, deren Leistung 750 Kilowatt nicht übersteigt.

Die Netzeinspeisung von Biogas bleibt weiterhin die Ausnahme. Über 98 Prozent der rund 8000 Biogas-Anlagen in Deutschland speisen das erzeugte Gas nicht ins Netz ein, damit es an anderer Stelle der Verstromung zugeführt wird, sondern verwenden es an Ort und Stelle zur Erzeugung von Strom und Wärme.

Kosten der Biogaseinspeisung werden über die Netzentgelte abgewälzt

Die Kosten der Biogaseinspeisung werden von den Gasnetzbetreibern über die Netzentgelte auf alle Netznutzer umgelegt. Die so entstehenden Wälzungskosten haben sich von 2010 bis 2012 von 53 auf 107 Millionen Euro erhöht und waren in den beiden verbliebenen Marktgebieten (100811, 120409) sehr unterschiedlich. Im Marktgebiet Gaspool ergab sich eine dreimal so hohe Biogasumlage wie im Marktgebiet NetConnect Germany. Das liegt daran, daß das Marktgebiet Gaspool im nördlichen Teil Deutschlands besonders viele landwirtschaftliche Betriebe umfaßt. Daraus resultiert wiederum eine vergleichsweise größere Anzahl von einspeisenden Biogasanlagen und eine geringere Ausspeiseleistung als im südlich davon gelegenen Marktgebiet von NetConnect Germany.

Das erzeugte Biogas wurde 2012 zu 57 Prozent als Austauschgas und zu 7 Prozent als Zusatzgas eingespeist (allerdings machten 36 Prozent der Anlagenbetreiber zu dieser Fragestellung keine Angaben). Austauschgas ist ein Gasgemisch, das trotz der vom Grundgas abweichenden Kenndaten bei gleichem Gasdruck und unveränderter Geräteeinstellung ein gleichartiges Brennverhalten wie das Grundgas aufweist. Es wird anstelle des Grundgases eingesetzt. Das Zusatzgas unterscheidet sich dagegen in Zusammensetzung und brenntechnischen Kenndaten wesentlich vom Grundgas. Es kann deshalb dem Grundgas nur in begrenzter Menge zugesetzt werden. Ohne Aufbereitung ist Biogas ein Zusatzgas. Wird es dagegen zu "Biomethan" aufbereitet, ist es ein Austauschgas.

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