Januar 2009 |
090105 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Electricité de France (EDF) wird in Frankreich am Standort Penly ab 2012 einen zweiten Reaktor vom Typ EPR errichten, der 2017 ans Netz gehen soll. Dies teilte der französische Präsident Sarkozy am 30. Januar mit. Die EDF werde hierzu eine Gesellschaft gründen, an der sie die Mehrheit besitzt, in die aber auch der neue Energiekonzern GDF/Suez (080618) eingebunden wird und an der sich noch weitere Interessenten beteiligen können. Der Staat sei außerdem bereit, GDF/Suez die Regie für die Errichtung und den Betrieb eines dritten Reaktors zu überlassen.
Im Oktober 2004 hatte die EDF den Bau des ersten EPR innerhalb Frankreichs am Standort Flamanville beschlossen, der wie Penly am Ärmelkanal liegt und dessen Wasser zur Kühlung der Reaktoren nutzt (041006). Kurz vor Baubeginn im Dezember 2007 hatte sich der italienische Energiekonzern Enel mit 12,5 Prozent an dem Projekt beteiligt und sich eine Option auf Beteiligungen in derselben Höhe an fünf weiteren EPR-Reaktoren gesichert (071207). Es ist deshalb damit zu rechnen, daß neben EDF und GDF/Suez auch noch Enel der Gesellschaft beitritt, die den EPR in Penly bauen soll.
Der zweite französische EPR wird in Penly errichtet. Dieser KKW-Standort liegt wie Flamanville am Ärmelkanal, der das Wasser für die Kühlung liefert. |
Die EDF begrüßte noch am selben Tag die präsidiale Verlautbarung, mit der Sarkozy grünes Licht für das Bauvorhaben der EDF gab und wieder einmal deutlich gemacht hatte, wie eng verflochten in Frankreich der Staat und die Nuklearwirtschaft sind. Es handele sich um eine "ausgezeichnete Nachricht" für das Unternehmen und für die gesamte Kernenergiebranche, ließ sich EDF-Generaldirektor Pierre Gadonneix vernehmen.
Der französische Nuklearkonzern Areva zeigte sich ebenfalls hoch erfreut und rühmte die Vorteile des EPR, in dessen Konstruktion die Erfahrungen aus vierzig Jahren Reaktorbetrieb eingeflossen seien. Der EPR verfüge über Sicherheits- und Umweltvorteile wie kein anderer Reaktor am Markt. Er sei auf eine Lebensdauer von 60 Jahren angelegt, verbrauche 15 Prozent weniger Uran und belaste damit auch die Umwelt weniger mit radioaktiven Abfällen. Mit Penly werde nun bereits der fünfte EPR in Angriff genommen, nach den Projekten in Olkiluoto (031205), Flamanville (041006) und Taishan (080808).
Areva verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Absichtserklärung zur Zusammenarbeit
bei der Errichtung von EPR in Großbritannien, die der E.ON-Konzern am 23. April
2008 mit Areva und Siemens unterzeichnete. Beim damaligen Stand der Dinge wäre
der Siemens-Konzern auch als Gesellschafter des Reaktorbauers Areva NP beteiligt gewesen.
Nach der Aufkündigung der Partnerschaft mit Areva (090104)
wird er sich nun aber auf die Lieferung konventioneller Kraftwerkstechnik beschränken
müssen. Möglicherweise kommt auch Areva mit dem EPR nur teilweise oder gar
nicht zum Zuge. Jedenfalls hat das jetzt beschlossene Gemeinschaftsunternehmen von
E.ON und RWE zum Bau von Kernkraftwerken in Großbritannien sich ausdrücklich
noch nicht auf einen bestimmten Reaktortyp festgelegt (090103).