Januar 2009

090103

ENERGIE-CHRONIK


E.ON und RWE wollen gemeinsam Kernkraftwerke in Großbritannien bauen

Die beiden größten deutschen Kernkraftwerksbetreiber wollen gemeinsam neue Kernkraftwerke in Großbritannien errichten und betreiben. Am 14. Januar kündigten E.ON und RWE die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens an, an dem beide Seiten jeweils zur Hälfte beteiligt sind. Dieses Unternehmen soll zunächst Standorte für Kernkraftwerke erwerben, die von der "Nuclear Decomissioning Authority" (NDA) für diesen Zweck angeboten werden. Anschließend soll es für die Errichtung der Anlagen sorgen und deren Betrieb übernehmen.

"Das Joint Venture ist langfristig angelegt", hieß es in der gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Konzerne. Insgesamt plane man in Großbritannien eine Kernkraftwerkskapazität "von mindestens 6 Gigawatt". Das entspräche der Leistung von etwa vier Reaktoren des Typs EPR, wie sie auch die Electricité de France (EDF) in Großbritannien als Ersatz für die alten Reaktoren von "British Energy" errichten möchte. E.ON hat bereits am 23. April 2008 mit Areva und Siemens eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit bei der Errichtung von EPR-Reaktoren in Großbritannien unterzeichnet.

Das jetzt beschlossene Gemeinschaftsunternehmen will sich indessen noch nicht auf einen bestimmten Reaktortyp festlegen: "Das Joint Venture ist bei der Wahl der Reaktortechnik offen und wird für die jeweiligen Standorte eingehende technische und wirtschaftliche Prüfungen vornehmen", hieß es in der Pressemitteilung.

Es geht zunächst um die Standorte Wylfa, Oldbury und Bradwell

Die "Nuclear Decomissioning Authority" (NDA) hatte bereits am 6. März 2008 alle interessierten Unternehmen eingeladen, in die britische Nuklearwirtschaft zu investieren (080508). Inzwischen hat sich die EDF mit der Übernahme von "British Energy" den größten Teil der in Frage kommenden Standorte für Ersatz- und Neubauten von Kernkraftwerken gesichert (080903). Für Konkurrenten noch verfügbar sind die Standorte Wylfa, Oldbury und Bradwell, die mit ihren Magnox-Reaktoren den marodesten Teil des britischen KKW-Parks darstellten und deshalb von der staatlichen BNFL betrieben wurden. Außerdem muß die EDF einen von zwei Standorten, die sich für den Bau eines neuen Atomkraftwerks eignen könnten (Dungeness oder Heysham), an Wettbewerber abgeben. Dies gehört zu den Auflagen, von denen die EU-Kommission ihre Zustimmung zur Übernahme von British Energy abhängig machte (081214).

Bis zum 16. Januar hatten interessierte Unternehmen Gelegenheit, ihre Angebote für die Standorte Wylfa (178 ha), Oldbury (48 ha) und Bradwell (200 ha) der "Nuclear Decomissioning Authority" (NDA)zu unterbreiten. In einer Pressemitteilung vom 19. Januar zeigte sich die NDA befriedigt über das Echo, das die Offerte gefunden habe: Man verfüge nun über einen Kreis von Interessenten, der einen erfolgversprechende Verkauf der Grundstücke erwarten lasse, und wolle das Bieterverfahren noch im ersten Quartal 2009 abschließen.

Falls E.ON und RWE das Rennen machen sollten, bräuchten sie sich im Unterschied zur EDF nicht mehr um den Weiterbetrieb alter Anlagen zu kümmern: Bradwell ging schon 2002 vom Netz und Oldbury wurde zum Jahresende 2008 abgeschaltet. Die beiden Magnox-Reaktoren in Wylfa sollen nach neuestem Stand nur noch bis März 2010 in Betrieb bleiben.