September 2008 |
080912 |
ENERGIE-CHRONIK |
Vattenfall erprobt seit 9. September am Standort "Schwarze Pumpe" die weltweit erste Pilotanlage für ein Kohlekraftwerk mit CO2-Abscheidung. Die Inbetriebnahme erfolgte in Anwesenheit des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck und des schwedischen Forschungsminister Lars Leijonborg. Die Anlage hat eine thermische Leistung von 30 Megawatt, die an den vorhandenen Industriekomplex abgegeben wird. Das abgeschiedene CO2 wird verflüssigt und zunächst in Tanks gespeichert. Anschließend wird es mit Tanklastwagen in die 350 Kilometer entfernte Altmark (Sachsen-Anhalt) gebracht, um dort in einer weitgehend ausgebeuteten Erdgaslagerstätte gespeichert werden. Bei der Verpressung in den Untergrund soll es zugleich als Treibmittel dienen, um sonst nicht mehr rentabel förderfähige Restmengen an Erdgas zu gewinnen.
Luftaufnahme der Vattenfall-Anlage zur CO2-Abscheidung. |
Als technologische Basis der CO2-Abscheidung verwendet Vattenfall das Oxyfuel-Verfahren: Die Braunkohle wird dabei nicht mit Umgebungsluft sondern in einer Atmosphäre aus rezirkuliertem Rauchgas und reinem Sauerstoff verbrannt. Durch Auskondensieren kann das Kohlendioxid aus dem Rauchgasstrom getrennt und mittels Druck verflüssigt werden. So lässt es sich transportieren und in geeigneten geologischen Formationen tief unter der Erdoberfläche oder unter dem Meeresgrund speichern. Vattenfall hat in den Bau der Pilotanlage am Standort Schwarze Pumpe rund 70 Mio. Euro investiert. Mit den Ergebnissen aus der mehrjährigen Forschungsphase sollenn bis spätestens 2015 zwei Demonstrations-Kraftwerke in Deutschland und Dänemark gebaut werden (080513), um die Technologie bis 2020 zur großtechnischen Serienreife zu führen.
RWE legte am 29. August am Standort Hürth den Grundstein für ein Kraftwerk mit Kohlevergasung und CO2-Abscheidung (060412). Bei der Zeremonie war die Bundeskanzlerin Angela Merkel zugegen. Das Kraftwerk soll eine elektrische Leistung von 450 MW erbringen und bis Ende 2014 fertig sein. Auch hier dient Braunkohle als Brennstoff. Sie wird jedoch nicht verbrannt, sondern in ein Synthesegas umgewandelt, aus dem das CO2 zu rund neunzig Prozent herausgefiltert werden kann. Dieser neue Kraftwerkstyp wird als IGCC-CCS bezeichnet (Integrated gasification combinedcycle/Carbon capture and storage). Das verflüssigteCO2 soll dann durch eine spezielle Pipeline zu Speicherstätten in Norddeutschland transportiert werden. Die Kosten für Kraftwerk, Pipeline und Speicher veranschlagt RWE auf insgesamt rund zwei Milliarden Euro. Bisher habe man dafür eine Milliarde Euro bereitgestellt.