Mai 2005

050509

ENERGIE-CHRONIK


Vattenfall will CO2-freies Kraftwerk testen

Der Energiekonzern Vattenfall will am Standort Schwarze Pumpe im brandenburgischen Spremberg die weltweit erste Pilotanlage für ein CO2-freies Braunkohlekraftwerk nach dem so genannten Oxyfuel-Verfahren bauen. Die Pilotanlage mit einer elektrischen Leistung von 13 MW (30 MW thermisch) soll es ermöglichen, die neue Technologie zur Marktreife zu führen. "Wir wollen damit nicht Strom, sondern Erkenntnisse gewinnen", sagte Lars Josefsson, Vorstandschef des schwedischen Vattenfall-Mutterkonzerns, bei der Vorstellung des Projekts am 19. Mai in Berlin.

Die Pilotanlage soll nach einer etwa dreijährigen Bauzeit 2008 in Betrieb gehen und rund 40 Millionen Euro kosten. Für den Fall, daß die Tests erfolgreich verlaufen, ist ein Demonstrationskraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 250 MW geplant. Der kommerzielle Einsatz der Technik wird ab 2020 für möglich gehalten.

Beim Oxyfuel-Verfahren wird Braunkohle mit einem Gemisch aus reinem Sauerstoff und rezirkuliertem Rauchgas verbrannt. Die neue Technologie soll es ermöglichen, das während der Braunkohleverstromung anfallende Kohlendioxid abzuscheiden. Im kommerziellen Betrieb wird das CO2 dann nicht mehr an die Atmosphäre abgegeben, sondern dauerhaft gespeichert. Als Lagerstätte kämen ausgeschöpfte Öl- und Gaslagerstätten in Frage. Allerdings sei die Frage der Speicherung noch ungelöst, räumte Vattenfall-Vorstandschef Klaus Rauscher ein. Das Pilotprojekt zur CO2-Abscheidung wird in Zusammenarbeit mit einschlägigen Forschungseinrichtungen deutscher Universitäten durchgeführt.

Vattenfall-Chef Josefsson erwartet einen weiteren Anstieg der Preise für CO2-Emissionszertifikate: Ab einem Preis von 20 Euro pro Tonne ausgeschiedenem CO2 - ein Wert, der im Mai 2005 bereits annähernd erreicht wurde (050505) - lohne sich der Einsatz solcher Anlagen für die Industrie.

Greenpeace befürchtet Rückkehr des CO2 an die Erdoberfläche

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte das Vattenfall-Projekt, weil das Verfahren längst nicht erforscht sei und das CO2 über kurz oder lang an die Erdoberfläche zurückkehren könne. Zudem verhindere der Mythos eines klimafreundlichen Kohlekraftwerks, die Kohleverbrennung aufzugeben und die Stromerzeugung auf nachhaltige und saubere Träger umzustellen.