November 2005

051113

ENERGIE-CHRONIK


Bewag und HEW verschwinden auch als Marken

Die traditionsreichen Stromversorger Bewag und HEW verschwinden zu Beginn des Jahres 2006 auch als regionale Marken des Vattenfall-Konzerns. Aus der Berliner Bewag wird "Vattenfall Europe Berlin" und aus der Hamburgische Electricitäts-Werke AG (HEW) die "Vattenfall Europe Hamburg". Seit Mitte Oktober 2005 läuft in beiden Städten eine PR-Kampagne, mit der Vattenfall klarmachen möchte, daß sich außer den Namen für die Kunden nichts ändert.

Bewag und HEW waren die beiden ältesten deutschen Stromversorger. Sie wurden 1884 bzw. 1894 zur kommunalen Stromversorgung der Städte Berlin und Hamburg gegründet. Nach dem zweiten Weltkrieg gehörten sie neben RWE, PreussenElektra, Bayernwerk, VEW, EVS und Badenwerk zu den Verbundunternehmen, denen die Großstromerzeugung und der Betrieb des Höchstspannungsnetzes bzw. die Inselversorgung Westberlins oblag. Die HEW zählten außerdem mit ihren Beteiligungen an den Kernkraftwerken Brokdorf, Brunsbüttel, Krümmel und Stade zum exklusiven Kreis der KKW-Betreiber.

Bewag gelangte als Folge der Fusion von Veba und Viag zu Vattenfall

Die Bewag gehörte bis 1997 mehrheitlich der Stadt Berlin und jeweils zu zehn Prozent den westdeutschen Verbundunternehmen PreussenElektra und Bayernwerk. Der Rest war Streubesitz. Im Oktober 1996 beschloß der Senat den Verkauf seiner sämtlichen Anteile, um die Finanzmisere der Hauptstadt zu lindern (961010). Den Zuschlag erhielt ein Konsortium aus Southern Energy, Viag (Bayernwerk) und PreussenElektra (970501). Der Anfang 2000 aus Viag und Veba (PreussenElektra) gebildete E.ON-Konzern (990901) besaß dadurch eine Beteiligung von 49 Prozent mit 52,4 Prozent Stimmrechtsanteilen an der Bewag. Die kartellrechtliche Genehmigung der Fusion war jedoch mit der Auflage verbunden worden, die Beteiligungen an Bewag, HEW, Veag, Laubag und VEW zu verkaufen. So gelangte die Bewag in den Besitz des Vattenfall-Konzerns, der über die ihm bereits gehörenden HEW den Erwerb der E.ON-Beteiligung gegen den heftigen Widerstand des Großaktionärs Southern/Mirant durchsetzte (011201). Zugleich konnte Vattenfall auch sämtliche Anteile von Southern/Mirant übernehmen (011201), da das US-Unternehmen bereits damals in finanziellen Schwierigkeiten steckte, die eineinhalb Jahre später zum Konkurs führten (030715).

HEW waren seit Ende 2000 eine Vattenfall-Tochter

Die HEW gehörten bis 1999 mehrheitlich der Stadt Hamburg, die 1997 ein Aktienpaket von 25,1 Prozent jeweils zur Hälfte an PreussenElektra und Sydkraft verkauft hatte (970105) und im November 1999 weitere 25,1 Prozent an Vattenfall abgab (991101). Im Oktober 2000 übernahm Vattenfall auch die Beteiligungen von Sydkraft und PreussenElektra und erlangte so eine satte Mehrheit von 71,2 Prozent (001002). Von da an ersetzten die HEW die Vattenfall-Tochter Vasa Energy als deutsches Standbein des schwedischen Konzerns (000406). In dessen Auftrag übernahmen sie Ende 2000 die Mehrheit am ostdeutschen Verbundunternehmen Veag und dessen Braunkohle-Lieferanten Laubag (001201). Die im August 2000 bekanntgegebene Übernahme der Mehrheit an der Bewag scheiterte zunächst am Widerstand des Bewag-Großaktionärs Southern (010401), konnte dann aber Ende 2001 doch verwirklicht werden (011201). Damit war auch der Weg frei zu der von Vattenfall beabsichtigten Zusammenfassung von HEW, Bewag, Veag und Laubag zu einer "vierten Kraft" am deutschen Strommarkt (010901, 011107). Im Januar 2002 erhielt der neue Konzern den Namen "Vattenfall Europe" (020106).