Juni 2020

200608

ENERGIE-CHRONIK


 


In den vier Kalenderwochen 23 bis 26 war der deutsche Stromverbrauch um 7,3 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Betrachtet man das Gesamtergebnis für Juni, so läßt sich mit minus 6,3 Prozent ein Abflachen des Rückgangs gegenüber Mai (-9,6 %) und April (-7,5 %) feststellen.
Quellen: smard.de / energy-charts.de

Stromverbrauch bleibt weiter unter Vorjahresstand

Obwohl die Schutzmaßnahmen gegen den Corona-Virus weitgehend gelockert wurden, lag der deutsche Stromverbrauch im Juni weiterhin deutlich unter dem Vorjahresstand. – Ein Hinweis darauf, dass es noch einige Zeit dauern könnte, bis der industrielle und gewerbliche Bedarf an elektrischer Energie wieder das alte Niveau erreicht. Daran dürfte auch das milliardenschwere "Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket" nicht so schnell etwas ändern, das die Regierung Anfang des Monats beschloss (200601).

Insgesamt belief sich der Stromverbrauch in den Kalenderwochen 23 bis 26 auf 32,73 Terawattstunden (TWh). Gegenüber 35,49 TWh im selben Zeitraum des Vorjahres sind das 7,8 Prozent weniger. Vergleich man die jeweiligen Werte für den gesamten Monat Juni, beträgt der Rückgang 2,37 TWh oder 6,3 Prozent. Im Durchschnitt der vier Corona-Monate März bis Juni ergibt sich ein Rückgang um 10,63 TWh oder 6,7 Prozent. Am stärksten war er im Mai (-9,6 %), gefolgt von April (-7,5 %), Juni (-6,3 %) und März (-3,4%).

Bis Juni soviel Stunden mit Negativpreisen wie 2019 im ganzen Jahr

Anders als in den Vormonaten hielt sich die Anzahl der Stunden mit Negativpreisen in Grenzen: Am 1. Juni fiel der Strompreis im vortägigen Börsenhandel drei Stunden lang bis auf minus 48,17 Euro/MWh. Am 6. Juni – wiederum von 13 bis 15 Uhr – folgte eine weitere dreistündige Negativpreisphase, die aber mit maximal minus 4,9 Euro/MWh im einstelligen Bereich blieb. Damit gab es allein im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 207 Stunden mit Negativpreisen – fast genauso viel wie die 211 Stunden, die 2019 im Lauf des gesamten Jahres anfielen.

Zwölfstündiger Mangel an Regelenergie

Am 4. Juni – einem Donnerstag – kam es im deutschen Netzregelverbund zwölf Stunden lang zu einer "Unterdeckung", die von ungefähr sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends dauerte. Dies bestätigten die Bundesnetzagentur und die Übertragungsnetzbetreiber auf Nachfrage von Medien. Der unerwartete Mangel an Regelenergie habe jedoch ohne Gefährdung der Systemstabilität bewältigt werden können. Allerdings kam es zu hohen Preisen von bis zu 3.035 Euro/MWh für die kurzfristige Beschaffung von Sekundärregelleistung. Im Intraday-Handel an der Börse kostete die Megawattstunde bis zu 147,61 Euro. Unklar bleibt, ob der Mangel durch Prognosefehler bzw. eine unerwartete Mindereinspeisung aus Wind- und Solaranlagen entstand oder ob möglicherweise erneut die Regelenergie von Marktteilnehmern für Arbitrage-Geschäfte missbraucht worden ist (190701, 200517).

 

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