Mai 2019 |
190504 |
ENERGIE-CHRONIK |
Bosch will in den Markt für mobile Brennstoffzellen einsteigen, die als Stromlieferant für Elektrofahrzeuge dienen können. Zur Weiterentwicklung und Produktion der "Stacks", die als Herzstück einer Brennstoffzelle Wasserstoff in elektrische Energie umwandeln, ist das Unternehmen jetzt eine Kooperation mit der Powercell Sweden AB eingegangen. Die Vereinbarung mit dem schwedischen Hersteller sieht vor, dass beide Partner den Stack auf Basis der Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle (PEM) gemeinsam zur Serienreife weiterentwickeln und Bosch in Lizenz die Technik für den weltweiten Automotive-Markt in Serie fertigt.
Der Stack soll spätestens 2022 auf den Markt kommen. Er könnte dann eine Alternative zu den Lithium-Ionen-Batterien darstellen, die bisher fast ausschließlich als Energiespeicher für Elektrofahrzeuge verwendet werden. Wegen der bekannten Nachteile der Batterietechnik sieht Bosch im Geschäft mit mobilen Brennstoffzellen langfristig ein Potenzial in Milliardenhöhe.
Die besten Chancen für einen breiten Einsatz der Brennstoffzellen-Technik sieht Bosch im Nutzfahrzeug-Markt. Die Einigung über die Emissionsvorgaben für Lastwagen, die im Februar zwischen Parlament und Rat der EU zustande kam, dürfte deshalb die jetzt erfolgte Entscheidung ganz wesentlich beeinflußt haben. Die Flottenvorgaben für LKW sehen bis 2025 eine Minderung der CO2-Emissionen um durchschnittlich 15 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent vor (190505). Aus der Sicht von Bosch ist dieses Ziel nur mit einer zunehmenden Elektrifizierung des Antriebs erreichen, wobei die Brennstoffzelle eine entscheidende Rolle spielt. Ein Durchbruch bei den Nutzfahrzeugen würde der Brennstoffzelle auch in PKW-Bereich neue Chancen eröffnen. Das Unternehmen hält es für möglich, dass bis 2030 schon ein Fünftel aller Elektrofahrzeuge weltweit mit Brennstoffzellen angetrieben werden.
Die vorläufig noch hohen Kosten für Brennstoffzellen-Systeme hofft Bosch durch Skaleneffekte senken zu können. Größter Posten sei dabei der Stack, der bis zu zwei Drittel der Gesamtkosten ausmache. Auch die Kosten des benötigten Wasserstoffs müssten noch sinken. Gegenwärtig werde dieser Energieträger hauptsächlich für industrielle Anwendungen hergestellt und koste pro Kilogramm oft mehr als fünf Euro. Da ein Kilogramm Wasserstoff so viel Energie wie 3,3 Liter Diesel enthalte, benötige ein 40-Tonnen-LWK für 100 Kilometer etwa neun bis zehn Kilogramm Wasserstoff.
Um wirklich umweltfreundlich zu sein, muss der Wasserstoff zudem per Elektrolyse erzeugt werden und nicht aus Erdgas, wie das bisher überwiegend der Fall ist. Solche leistungsfähigen Elektrolyseure werden derzeit von verschiedener Seite geplant (190404, 180409) und finden zunehmend auch politische Unterstützung (190402, 190207, 181105). Sie könnten den benötigten Wasserstoff klimaneutral aus erneuerbarem Strom herstellen und ebenfalls von großtechnischen Skaleneffekten profitieren.
Neben PEM-Brennstoffzellen für mobile Anwendungen ist Bosch auch bei den sogenannten Festoxid-Brennstoffzellen (SOFC) aktiv. Mit dem britischen Spezialisten Ceres Power entwickelt das Unternehmen seit Mitte des vergangenen Jahres die SOFC-Technik weiter, um zum Beispiel Fabriken oder Rechenzentren dezentral mit Strom zu versorgen. Die Technik soll kleine Kraftwerke ermöglichen, die überall in der Stadt sowie in Industrie- und Gewerbegebieten platziert werden können. Durch die hohe Flexibilität der standardisierten Anlagen können unter anderem Lastspitzen besser abgedeckt werden. In der Zukunft soll ein SOFC-Modul eine elektrische Leistung von 10 Kilowatt erzeugen. Für einen höheren Energiebedarf lassen sich beliebig viele Module mit gleicher Leistung einfach vernetzen (180808).