August 2017

170808

ENERGIE-CHRONIK


WKA-Hersteller Senvion schließt drei Standorte in Deutschland

Der Windkraftanlagenhersteller Senvion will rund 730 Arbeitsplätze abbauen, wobei unter anderem die Standorte Husum und Trampe sowie die Rotorfertigung in Bremerhaven (Powerblades) geschlossen werden. Am 17. August einigte er sich mit der IG Metall und den Betriebsräten auf einen Sozialplan. Demnach erhalten Beschäftigte, die wegen Standortschließung ausscheiden oder von Stellenverlagerungen betroffen sind, je nach Betriebszugehörigkeit, Bruttogehalt und Alter eine Abfindung zwischen 5.000 und 120.000 Euro. Die von Verlagerung betroffenen Beschäftigten können sich entscheiden, ob sie das Angebot zum Wechsel des Arbeitsorts annehmen oder mit dem Anspruch auf Abfindung und Transfergesellschaft ausscheiden. Dasselbe gilt für Beschäftigte, denen betriebsbedingte Kündigungen drohen. Für das Gondelwerk in Bremerhaven bleiben Standort und Beschäftigung bis 2019 gesichert. In der Transfergesellschaft, die ab September ihre Arbeit aufnimmt, stehen pro Beschäftigten 3.000 Euro für Weiterbildungsmaßnahmen und Vermittlung in den Arbeitsmarkt zur Verfügung.

"Eigentümer will Unternehmen durch Kosteneinsparungen für Verkauf aufhübschen"

Um dem sinkenden Aktienkurs wieder aufzuhelfen, beschloß Senvion fünf Monate nach dem mühsamen Börsenstart ein Aktienrückkaufprogramm. Der Ausgangswert konnte aber nur kurzfristig wieder erreicht werden.

Am 26. Juli hatten rund 300 Beschäftigte vor der Senvion-Zentrale in Hamburg gegen die geplanten Standortschließungen und Entlassungen protestiert, um Druck auf die laufenden Verhandlungen zum Interessenausgleich und Sozialplan auszuüben. Sprecher der Betriebsräte warfen dem Management vor, daß es die Windfirma auf Anweisung des Eigentümers Centerbridge durch Kosteneinsparungen für einen Verkauf aufhübschen wolle. Dies sei "eine absolute Schweinerei".

Senvion hatte 2016 in Deutschland einen Anteil von 8,7 Prozent an der neu installierten Leistung von Land-Windkraftanlagen. Bei Offshore-Anlagen waren es 15,9 Prozent (siehe Grafiken). Weltweit rangiert das Unternehmen mit einem Marktanteil von 2,5 Prozent auf Platz zwölf. Die Holding des Unternehmens ist als Aktiengesellschaft in Luxemburg registriert. Das operative Geschäft besorgt die in Hamburg ansässige Senvion GmbH. Wie andere WKA-Hersteller leidet das Unternehmen unter Auftragsrückgang, bröckelnden Marktanteilen und sinkenden Umsätzen. Nach Durchführung der im März dieses Jahres angekündigten Stellenstreichungen wird es weltweit noch 4.100 Beschäftigte haben.

Die ehemalige Repower gehört seit 2015 Finanzinvestoren

Bei Senvion handelt es sich um die ehemalige Repower AG, die an der Börse notiert wurde und um deren Aktien Anfang 2007 ein Bieterwettbewerb zwischen dem französischen Nuklearkonzern Areva und dem indischen WKA-Hersteller Suzlon entbrannte (070312). Da beide jeweils nur Minderheitsbeteiligungen erlangen konnten, kam es daraufhin zu einem Arrangement mit der Überlassung der Führung an Suzlon (070510). Etwas später orientierte sich die Areva auf den neu erworbenen Offshore-Spezialisten Multibrid (070910), wodurch Suzlon auch das französische Aktienpaket erlangte und Repower schließlich komplett übernehmen konnte (110913). Der indische Konzern hatte sich aber mit dieser Übernahme hoch verschuldet. Anfang 2015 mußte er deshalb die in Hamburg ansässige Tochter, die inzwischen in Senvion umbenannt worden war, für rund eine Milliarde Euro an den US-Finanzinvestor Centerbridge verkaufen (150108). Kurz danach reichte Centerbridge einen Anteil von 21 Prozent an den indischen Finanzinvestor Arpwood weiter.

Dem schwierigen Neustart an der Börse folgte ein Aktienrückkaufprogramm

Entgegen den Erwartungen der beiden Investoren schaffte die in Luxemburg registrierte Senvion S.A. den erneuten Gang an die Börse erst im zweiten Anlauf (160320). Im August 2016 beschloß der Vorstand ein Aktienrückkaufprogramm mit einer maximalen Höhe von 75 Millionen Euro. Bis 18. August 2017 wurden 1.094.965 der insgesamt 65 Millionen Aktien für 14.738.090 Euro zurückgekauft, was den seit Börsenstart sinkenden Kurs aber nur bedingt aufzuhalten vermochte (siehe Grafik).

 

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