September 2007

070910

ENERGIE-CHRONIK


E.ON läßt Offshore-Windpark für 300 Millionen Euro ans Netz anschließen

Der E.ON-Konzern läßt seinen ersten Offshore-Windpark "Delta" in der Nordsee, den er Ende 2006 vom Projektbetreiber Enova übernahm (061221), für mehr als 300 Millionen Euro an sein Hochspannungsnetz anbinden. Wie ABB am 18. September mitteilte, erhielt das Unternehmen von der E.ON Netz GmbH jetzt einen entsprechenden Auftrag. Es handele sich dabei nicht nur um die erste Anbindung eines Windparks auf offener See in Deutschland, sondern auch um den "größten Einzelauftrag, der für die Stromübertragung und -verteilung in Deutschland bislang erteilt wurde".

Die enormen Kosten der Netzanbindung darf E.ON gemäß den Paragraphen 17 und 21a des Energiewirtschaftsgesetzes, die kurz vor dem Erwerb des Windparks entsprechend geändert worden waren (061102), in die Netzentgelte eingehen lassen und damit den Stromverbrauchern aufbürden.

Der E.ON-Windpark wird etwa 40 Kilometer nördlich von Juist in Wassertiefen von ca. 30 Metern errichtet (siehe Nr. 8 auf der Karte). Er umfaßt in einer ersten Phase 80 Windkraftanlagen, von denen 48 bereits genehmigt sind, mit einer Nennleistung von insgesamt etwa 400 Megawatt. Die Netzanbindung erfolgt per Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) in einer speziell von ABB entwickelten Form (HVDC). Das Gleichstrom-Kabel erstreckt sich über insgesamt 128 Kilometer durch die Nordsee. Bei Norden erreicht die Netzanbindung das Land und führt dann weitere 75 Kilometer zum Umspannwerk Diele, wo der Gleichstrom wieder zu Drei-Phasen-Strom umgewandelt und ins Netz eingespeist wird.

E.ON will bis 2011 eine Offshore-Nennleistung von insgesamt ungefähr 1.200 Megawatt erreichen. In deutschen Gewässern gehören dazu vor allem die Projekte "Amrumbank West" in der Nordsee sowie "Sky 2000" und "Arkona-Becken Südost" in der Ostsee. In Cuxhaven betreibt E.ON seit 2006 eine Offshore-Anlage mit 5 MW an Land, um Erfahrungen für den Einsatz auf hoher See zu sammeln.

Bundesregierung unterstützt Offshore-Testfeld mit 50 Millionen Euro

Das Bundesumweltministerium bewilligte am 7. September die erste Rate eines 50 Millionen-Euro-Programms zur Windenergieforschung in dem 45 km vor Borkum liegenden Offshore-Testfeld. Es handelt sich um 1,15 Millionen Euro zur Koordinierung der Forschung durch das Institut für Solare Energieversorgungstechnik e.V. (ISET). Die Errichtung des Testfelds war am 3. April 2006 beim "Energiegipfel" im Bundeskanzleramt mit den Stromkonzernen E.ON, EWE und Vattenfall vereinbart worden. Bis Mitte 2008 sollen die ersten sechs von insgesamt 12 Windenergieanlagen der 5-MW-Klasse errichtet werden. Die Anlagen stammen jeweils zur Hälfte von den Herstellern Repower und Multibrid.

In den Forschungsvorhaben werden unter anderem neue Windmeßtechnologien erprobt und die Strömungsverhältnisse der Luft im Windpark untersucht. Darüber hinaus sind die Stromeinspeisung ins Netz und die von Wind und Wellen ausgehenden Belastungen der Windenergieanlagen das Ziel weiterer Untersuchungen. Insgesamt zielt das Forschungsprogramm darauf ab, die Offshore-Tauglichkeit der Anlagen nachzuweisen und die Anlagen weiterzuentwickeln. Die Gesamtkosten des Projekts werden mit etwa 175 Millionen Euro beziffert.

Areva übernimmt den Offshore-Spezialisten Multibrid

Der französische Energiekonzern Areva hat sich die Mehrheit am Offshore-Spezialisten Multibrid gesichert, nachdem es ihm nicht gelungen ist, beim Bieterwettbewerb um den Windkraftanlagenhersteller Repower zum Zuge zu kommen (070510). Wie die Bremerhavener Multibrid Entwicklungsgesellschaft mbH am 17. September mitteilte, übernimmt Areva von der Prokon Nord Energiesysteme GmbH 51 Prozent der Anteile. Der gesamte Wert des Unternehmens sei dabei auf 150 Millionen Euro festgelegt worden. "Mit Areva haben wir den starken Partner gefunden, mit dem wir in den nächsten Jahren unsere Position am Markt noch weiter stärken und ausbauen werden", ließ sich der Geschäftsführer von Prokon Nord, Ingo de Buhr, vernehmen. Multibrid hat eine 5-MW-Windkraftanlage für den Offshore-Einsatz entwickelt. Im Juni 2007 erhielt die Firma den Auftrag zur Lieferung von sechs Anlagen für das deutsche Offshore-Testfeld "alpha ventus" bei Borkum. Ende 2008 beginnt sie mit der Auslieferung der ersten Anlagen für den ersten französischen Offshore-Windpark "Côte d’Albâtre".

Bisher über 1500 Offshore-Anlagen in Nord- und Ostsee genehmigt

Vor der deutschen Küste sind insgesamt mehr als 30 Windparks mit einer Nennleistung von über 40.000 Megawatt geplant. Für die Genehmigung ist in der Regel das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) zuständig, da sich fast alle Anlagen in der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) befinden, die an die maximal zwölf Seemeilen großen Hoheitsgewässer anschließt und bis zu 200 Seemeilen umfaßt. Als ersten Windpark genehmigt das BSH im November 2001 "Borkum West" (011119), als zweiten "Butendiek" westlich von Sylt (021213). Insgesamt hat das Amt bisher in der Nordsee den Planungen für 1097 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von knapp 5000 MW zugestimmt. In der Ostsee wurden bisher 530 Anlagen mit knapp 1000 MW genehmigt und zwei Projekte aus Gründen des Vogelschutzes abgelehnt (050109). Außerdem gibt es in der Ostsee zwei weitere Windparks, die sich innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone befinden und deshalb von den Landesbehörden genehmigt wurden (siehe Karten).

Links (intern)

 

Genehmigte Windpark-Projekte in der Nordsee

(Name, Projektbetreiber, Anzahl der WKA und Nennleistung in der Reihenfolge der Genehmigung durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie)

Quelle: BSH/Dena

1 "Borkum West", Prokon Nord, 12 WKA mit ca. 60 MW
2 "Butendiek", OSB Offshore Bürger- Windpark Butendiek GmbH & Co. KG, 80 WKA mit ca. 240 MW
3 "Borkum Riffgrund", PNE2 Riff I GmbH, 77 WKA mit ca. 231 MW  
4 "Borkum Riffgrund West", Energiekontor AG, 80 WKA mit ca. 400 MW
5 "Amrumbank West", Amrumbank West GmbH, 80 WKA mit ca. 400 MW
6 "Nordsee Ost", WINKRA Offshore Nordsee Planungs- und Betriebsgesellschaft mbH, 80 WKA mit ca. 400 MW
7 "Sandbank 24", Sandbank 24 GmbH & Co KG, 80 WKA mit ca. 400 MW
8 "ENOVA Offshore Northsea Windpower", ENOVA Offshore Projektentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG, 48 WKA mit 240 MW
9 "DanTysk", Gesellschaft für Energie und Oekologie mbH, 80 WKA mit ca. 400 MW
10 "Nördlicher Grund", Nördlicher Grund GmbH, 80 WKA mit ca. 400 MW
11 "Global Tech I", Nordsee Windpower GmbH & Co.KG, 80 WKA mit ca. 360 MW
12 "Hochsee Windpark Nordsee", EOS Offshore AG, 80 WKA mit ca. 400 MW
13 "Godewind", Plambeck Neue Energien AG, 80 WKA mit 400 MW
14 "BARD Offshore 1", BARD Engineering GmbH, 80 WKA
15 "Meerwind Ost" und "Meerwind Süd", Meerwind Südost GmbH & Co Rand KG und Meerwind Südost GmbH & Co Föhn KG, 80 WKA mit ca. 400 MW

 

 

Genehmigte Windpark-Projekte in der Ostsee

(Name, Projektbetreiber, Anzahl der WKA und Nennleistung in der Reihenfolge der Genehmigung durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie)

Quelle: BSH/Dena

Vom BSH genehmigt:

1 "Kriegers Flak", Offshore Ostsee Wind AG, 80 WKA mit ca.320 MW
2 "Arkona-Becken Südost", AWE Arkona-Becken-Entwicklungs-GmbH, 80 WKA mit ca. 400 MW
3 "Ventotec Ost 2", Ventotec Ost 2 KG, 50 WKA mit ca. 150 MW

Von Landesbehörden genehmigt (da innerhalb der 12-Meilen-Zone):

(1) GEOFReE, 5 WKA mit 25 MW
(2) Baltic 1, 21 WKA mit 57,5 MW