Juli 2017

170707

ENERGIE-CHRONIK


Hamburg übernimmt von E.ON das Gasnetz

Der Hamburger Senat beschloß am 18. Juli den kompletten Rückkauf des städtischen Gasnetzes, wie er 2014 mit dem E.ON-Konzern als Option vereinbart worden war (141210). Mit der Ausübung dieser Option befolgt er den Auftrag eines Volksentscheids im September 2013, bei dem sich die Hamburger Bürger mit knapper Mehrheit für die hundertprozentige Rekommunalisierung der Energienetze aussprachen (130901). Die Übertragung wird zum 1. Januar 2018 wirksam. Die Stadt Hamburg erhöht dann ihre Beteiligung am Gas-Verteilnetzbetreiber Hamburg Netz GmbH von bisher 25,1 auf 100 Prozent. Als Kaufpreis für die restlichen 74,9 Prozent wurden 275 Millionen Euro vereinbart.

Das Hamburger Gasnetz gehört damit nach 17 Jahren wieder komplett der Stadt. Das Stromnetz wurde schon 2014 zu hundert Prozent erworben. Für das Fernwärmenetz kann eine entsprechende Option im Jahr 2019 ausgeübt werden (140111). In allen Fällen handelt es sich um die Rekommunalisierung von Netzen, die einst der Stadt bzw. den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) gehörten.

Volksentscheid zwang SPD zur Rückgängigmachung der Privatisierung

In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre hatte die damals regierende SPD mit der Privatisierung der HEW begonnen (970105). Im Herbst 2000 wurde der kommunale Versorger zu einer Tochter des Vattenfall-Konzerns (001002) und ging schließlich völlig in diesem auf (020106). Die HEW-Tochter Hein Gas, die für die Gasversorgung zuständig war, gelangte im Wege eines Tauschhandels an E.ON, wofür Vattenfall das E.ON-Aktienpaket an der Berliner Bewag erhielt (020907). Von dem neuen Eigentümer wurde sie dann mit dem Regionalversorger Schleswag zur E.ON Hanse zusammengelegt (030916). Deren Nachfolgerin HanseWerk AG betreibt bisher über die Hamburg Netz GmbH das 7300 Kilometer lange Gas-Verteilnetz der Hansestadt.

Erst seit 2012 besaß die Stadt wieder jeweils eine Viertelbeteiligung an den lokalen Netzen für Strom, Fernwärme und Gas, wofür sie insgesamt 544 Millionen Euro ausgab. Es handelte sich dabei um ein Zugeständnis, mit dem die SPD den Forderungen nach einer kompletten Rekommunalisierung der Netze den Wind aus den Segeln zu nehmen versuchte (111107). Eine tatsächliche Rekommunalisierung war nicht beabsichtigt.

Erst unter dem Druck des 2013 durchgeführten Volksentscheids entschloß sich der Senat zur hundertprozentigen Beteiligung am Stromnetz und zu einer weiteren Vereinbarung mit dem Vattenfall-Konzern über die mögliche Übernahme der Fernwärmeversorgung im Jahr 2019 (140111). Ende 2014 folgte der Vertrag mit E.ON, der die Übernahme des Gasnetzes zum 1. Januar 2018 ermöglichte (141210). Die Ausübung beider Optionen obliegt nun der seit 2015 regierenden rot-grünen Koalition, nachdem die SPD bei den letzten Bürgerschaftswahlen die absolute Mehrheit verloren hat.

Stromnetzbetrieb beschert Hamburg 10,7 Millionen Euro Gewinn

Die Stromnetz Hamburg GmbH, die seit 2014 ein hundertprozentig kommunales Unternehmen ist, hat am 28. Juni ihren Geschäftsbericht für das Jahr 2016 vorgelegt. Demnach konnte sie einen Gewinn von 10,7 Millionen Euro nach Steuern erwirtschaften, der über die Hamburg Energienetze GmbH – eine Tochter der HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH – an den kommunalen Eigentümer ausgeschüttet wird. Im Vorjahr betrug der Gewinn 6,7 Millionen Euro. Im Geschäftsbericht 2015 war dies mit der einschränkenden Bemerkung versehen worden, daß im kommenden Jahr aufgrund von Sonderbelastungen ein geringeres Ergebnis zu erwarten sei. Diese Prognose traf aber offensichtlich nicht zu.

Der rekommunalisierte Stromnetzbetreiber hat mit Wirkung vom 1. April 2014 einen Gewinnabführungsvertrag mit der Hamburg Energienetze GmbH (HEG) geschlossen. Am Ende des Rumpfgeschäftsjahrs 2014 zählte er 166 Beschäftigte. Ende 2015 waren es 276 Mitarbeiter. Anfang 2016 übernahm er auch die restlichen Gesellschafteranteile an den ehemaligen Vattenfall-Gesellschaften für Netzservice und Metering. Seitdem beschäftigt er an insgesamt drei Standorten innerhalb Hamburgs rund 1200 Mitarbeiter.

Hamburg besitzt das zweitgrößte städtische Strom-Verteilnetz in Deutschland, über das jährlich 1,1 Millionen Haushalte und Gewerbetreibende mit rund 12 Milliarden Kilowattstunden versorgt werden. Die Leitungen haben eine Länge von 28.038 Kilometer. Die Jahreshöchstlast liegt bei 1,8 Gigawatt.

 

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