August 2016

160810

ENERGIE-CHRONIK


 


Eine Bürgerinitiative demonstrierte mehrfach gegen das geplante Geothermie-Kraftwerk.

Endgültiges Aus für Geothermie-Projekt in Brühl

Das Geothermieprojekt in Brühl bei Schwetzingen wird nicht weiterverfolgt. Dies teilte am 9. August der Rechtsanwalt Holger Blümle von der Kanzlei Schultze & Braun mit, der im April 2015 vom Amtsgericht Karlsruhe mit der Insolvenzverwaltung des Projektträgers GeoEnergy GmbH beauftragt wurde. Blümle hatte das heftig umstrittene Projekt, das nur bis zur ersten Tiefenbohrung gediehen war, zunächst weiterführen wollen. Er hatte von aussichtsreichen Gesprächen mit Investoren berichtet und war davon ausgegangen, noch 2015 die zweite Bohrung niederbringen zu können.

Widerstand des Gemeinderats schreckte Investoren ab

"Wir haben alles daran gesetzt, das Projekt im Sinne der Gläubiger umzusetzen", heißt es jetzt in der Mitteilung des Insolvenzverwalters. Es sei auch gelungen, zwei ernsthafte Interessenten zu finden. Aufgrund des anhaltenden Widerstands des Brühler Gemeinderats, der sich zuletzt am 18. Juli dieses Jahres erneut gegen das Geothermie-Kraftwerk aussprach, hätten diese Investoren ihre Angebote aber wieder zurückgezogen.

Stimmungswandel nach Erdbeben in Landau

Der Brühler Gemeinderat hatte 2008 der Bauvoranfrage für ein Geothermiekraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 4 bis 5 MW und Wärmenutzung zunächst einmütig zugestimmt und die erforderlichen Probebohrungen erlaubt. Dann vollzog sich aber in der Bevölkerung und im Gemeinderat ein Stimmungswandel. Ausgelöst wurde er durch die Erdbeben, die im nicht weit entfernten Landau auftraten (090912). Das dortige Geothermie-Kraftwerk mußte aus diesem Grund im März 2014 abgeschaltet werden und ging seitdem nicht wieder in Betrieb (140316, 150316). Auch in Brühl befürchtete man nun eine Beschädigung der Häuser durch seismische Erschütterungen sowie Beeinträchtigungen durch den Lärm der Anlagen. Eine Bürgerinitiative demonstrierte mehrfach gegen das Projekt, und der Gemeinderat lehnte eine Verlängerung des Bauvorbescheids ab (120412).

Bauarbeiten ruhten schon seit Frühjahr 2014

Aufgrund einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Karlsruhe konnte die GeoEnergy GmbH den Bau zunächst weiter betreiben (130814). Dagegen gab das Landgericht Karlsruhe einer Klage der Gemeinde statt, welche die Räumung eines gepachteten Zusatzgeländes verlangte, das die Projektgesellschaft längst hätte zurückgeben müssen. Die GeoEnergy stellte daraufhin im Frühjahr 2014 die Bauarbeiten ein und meldete ein Jahr später Insolvenz an.

Rückbau würde weitere Millionen kosten

Die in Brühl als Generalunternehmer auftretende GeoEnergy GmbH gehört zum F.I.S.I.-Konzern, einer von der Familie Marenco geführten italienischen Unternehmensgruppe, die vor allem im Bereich erneuerbare Energien und Erdgas tätig ist. Bis zu ihrer Insolvenz hat sie schätzungsweise 20 Millionen Euro in das Projekt investiert. Unklar ist noch, was nun aus der Baustelle wird. Der Insolvenzverwalter geht davon aus, daß allein der fachmännische Rückbau der Bohrung weitere Millionen kosten wird. Diese würden nicht von den Versicherungen gedeckt, die GeoEnergy abgeschlossen habe, und fielen deshalb der Gemeinde zur Last.

 

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