März 2015 |
150306 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der australische Finanzinvestor Macquarie scheint auch den ostdeutschen Ferngasnetzbetreiber VNG ins Visier genommen zu haben. Wie die "Mitteldeutsche Zeitung" am 4. März berichtete, verhandelt er derzeit mit den Stadtwerken Leipzig über die gemeinsame Übernahme der VNG-Mehrheitsbeteiligung, die sich der niedersächsische Kommunalkonzern EWE Ende vorigen Jahres sichern konnte (141016). Macquarie gehört in Deutschland bereits das frühere Ferngasnetz der Thyssengas, das er Ende 2010 vom RWE-Konzern kaufte (101204), sowie das von der Nordsee bis zu den Alpen reichende Ferngasnetz der einstigen Ruhrgas, das er 2012 vom E.ON-Konzern übernahm (120507).
Dem Zeitungsbericht zufolge bestätigte ein Sprecher der Stadtwerke Leipzig, daß man sich "in in konstruktiven und vertraulichen Gesprächen mit der EWE und einem Ko-Investor" befinde. Mit dem Ko-Investor sei wahrscheinlich Macquarie gemeint. Der Kaufpreis für die EWE-Mehrheitsbeteiligung werde in Branchenkreisen mit 800 Millionen bis 1,4 Milliarden Euro veranschlagt. Diese Summen kann Leipzig offenbar nicht alleine aufbringen und will deshalb Macquarie als Geldgeber einbeziehen. Ein wichtiges Motiv ist dabei die Erhaltung von Leipzig als Unternehmenssitz von VNG.
Die Stadt Leipzig verfügt derzeit über eine Beteiligung von etwa sieben Prozent an VNG und ist damit die wichtigste Kraft unter den zehn Kommunen, die über die gemeinsame Beteiligungsgesellschaft VUB insgesamt 25,79 Prozent der Anteile an VNG besitzen. Die EWE verfügt über 63,69 Prozent, nachdem ihr von der BASF-Tochter Wintershall überraschend deren Beteiligung in Höhe von 15,79 Prozent überlassen wurde. Dritter und kleinster Anteilseigner ist die russische Gazprom mit 10,52 Prozent.
Am 25. Februar teilte der RWE-Konzern mit, daß eine zur Macquarie Infrastructure and Real Assets (MIRA) gehörige Fonds-Gruppe ihre Beteiligung am tschechischen Gasnetzbetreiber RWE Grid Holding um 15 Prozent erhöht hat. Sie beträgt nun 49,69 Prozent. "Die im Jahr 2012 gegründete Partnerschaft hat sich als wirklich wertvoll erwiesen und positive wirtschaftliche Auswirkungen für beide Seiten mit sich gebracht", erklärte dazu Martin Herrmann, Vorstandsvorsitzender von RWE Ceská republika.
Die RWE Grid Holding betreibt in Tschechien unter dem Dach der 2013 gegründeten RWE Ceská republika (130103) ein rund 64.000 Kilometer langes Gasverteilnetz. Früher gehörte RWE auch der tschechische Ferngasnetzbetreiber Net4Gas und dessen 3.600 Kilometer langes Pipeline-Netz. Dieser wurde aber 2013 für 1,6 Milliarden Euro an ein Finanzkonsortium aus Allianz und Borealis Infrastructure verkauft (130411).