September 2013 |
130911 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die sieben Ruhrgebiets-Stadtwerke, die vor knapp drei Jahren die Mehrheit am Steinkohle-Verstromer Steag erwarben (101203), finden offenbar keinen Interessenten für die Finanzierung der restlichen 49 Prozent, die sie bis Ende 2016 ebenfalls übernehmen müssen. Am 13. September überraschte der Aufsichtsratsvorsitzende Guntram Pehlke mit der Mitteilung, daß sie den Kompletterwerb des Unternehmens nun allein stemmen wollen. Persönlich plädiere er für eine Übernahme der restlichen Evonik-Anteile im kommenden Jahr oder spätestens bis 2015. Die Konditionen für Kredite seien derzeit sehr günstig. Außerdem verringere sich bei einer vorzeitigen Übernahme die mit Evonik vereinbarte Kaufsumme von maximal 600 Millionen Euro.
Es bestehe weiterhin die Absicht, das zweite Aktienpaket an einen Investor weiterzureichen, erklärte Pehlke in einem Interview mit der "Rheinischen Post". Zunächst wolle man aber die Steag mit günstig zu finanzierendem Fremdkapital vollständig erwerben. Die beteiligten sieben Kommunalunternehmen würden hierfür bis zu 190 Millionen Euro an eigenen Mitteln bereitstellen. Dann könne man in Ruhe einen Partner aussuchen, der möglichst im Rahmen einer Kapitalerhöhung bei der Steag einsteigt. Vorstellbar sei auch, mehrere Partner in den Eigentümerkreis aufzunehmen.
Pehlke ist im Hauptberuf Chef der Dortmunder Stadtwerke. Auf den Vorhalt, daß die Hälfte der sechs beteiligten Kommunen (Duisburg, Oberhausen und Essen) wegen leerer Kassen auf finanzielle Hilfen der Landesregierung angewiesen sei, entgegnete er: "Nicht die Städte kaufen Steag-Anteile, sondern die Stadtwerke. Die sichern sich mit der Steag - und zwar ohne jegliche Steuermittel und ohne Risiko für die Kommunen - eine gute Ertragsquelle."
Diese Ertragsquelle sieht Pehlke auch nicht durch die Verzögerungen bei der Inbetriebnahme des Kraftwerks Walsum und durch das Auslaufen der Strombezugsverträge mit RWE ernsthaft bedroht. Die Probleme in Walsum seien im Steag-Konzernabschluß 2011 mit einer "Risikovorsorge" in Höhe von rund 241 Millionen Euro berücksichtigt worden. RWE haben 2012 Strombezugsverträge mit einer Kapazität von 1300 MW auslaufen lassen. Bis 2015 würden weitere 1200 MW folgen. Inzwischen könne aber der Strom, den früher RWE abnahm, mit Gewinn anderweitig verkauft werden.