Januar 2013

130111

ENERGIE-CHRONIK


Ukraine will mit Schiefergas unabhängiger von Rußland werden

Am Rande des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos unterzeichneten die Ukraine und der Energiekonzern Royal Dutch Shell am 24. Januar ein Abkommen über die Erschließung und Ausbeutung des Erdgasfelds Jusiwka in der Ostukraine. Wie die Regierung in Kiew mitteilte, erfolgte die Vertragsunterzeichnung durch den ukrainischen Energieminister Eduard Stawitski und Shell-Chef Peter Voser im Beisein des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch und des niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte. In der offiziellen Mitteilung nicht erwähnt wurde der Umstand, daß es sich um kein normales Erdgasfeld handelt, sondern um sogenanntes Schiefergas, das nur durch die umweltgefährdende "Fracking"-Technik erschlossen werden kann. Das autoritäre Janukowitsch-Regime will durch die Anwendung dieser umstrittenen Methode den größten Teil der russischen Gasimporte ersetzen und so von Rußland unabhängiger werden.

Neben dem jetzt mit Shell vereinbarten Projekt ist vorgesehen, den US-Energiekonzern Chevron ein anderes Schiefergasfeld bei Olesko in der Westukraine ausbeuten zu lassen. Hier kam es bisher aber nicht zu einer Vertragsunterzeichnung, weil das "Fracking" auch in der Ukraine auf Widerstand stößt und die zuständigen Regionalparlamente der Westukraine ihre Zustimmung verweigert haben.

Gasimport aus Rußland rückläufig – Gazprom pocht auf "Take-or-Pay"-Klausel

Schon jetzt drosselt Kiew die Gasimporte aus Rußland, um sie durch andere Bezugsquellen zu ersetzen. Wie die Agentur Ria Novosti berichtete, hat die Ukraine im vergangenen Jahr statt der vereinbarten 33,5 Milliarden nur 25 Milliarden Kubikmeter russischen Gases abgenommen. Gazprom fordere deshalb unter Berufung auf die abgeschlossenen Verträge sieben Milliarden US-Dollar als Ausgleich. Schon im November habe die Regierung in Kiew wissen lassen, daß sie in diesem Jahr die Gasimporte aus Rußland auf 18 Milliarden Kubikmeter senken wolle. Ersatzweise wolle sie bis zu acht Milliarden Kubikmeter von RWE beziehen. Fachleute würden dem Beharren von Gazprom auf der "Take-or-Pay"-Klausel keine großen Erfolgsaussichten einräumen, zumal die EU-Kommission inzwischen ein förmliches Kartellverfahren gegen den russischen Gasmonopolisten eingeleitet hat (120905).

Links (intern)