August 2011 |
110806 |
ENERGIE-CHRONIK |
Presseberichten zufolge erwägt nun auch der E.ON-Konzern den Verkauf seines Gastransportnetzes. Das Netz der E.ON Ruhrgas ist mit einer Länge von 12.000 Kilometern das größte in Deutschland. Der RWE-Konzern hat sein 4.100 Kilometer langes Transportnetz bereits vor einem halben Jahr verkauft (101204). Offenbar haben die Gastransportnetze für die Energiekonzerne ihre frühere strategische Bedeutung verloren, nachdem die Regulierung auch in diesem Bereich allmählich greift und mit dem Eigentum an den Leitungen kein Wettbewerbsvorteil mehr verbunden ist. Beispielweise mußte E.ON der EU-Kommission etliche Zugeständnisse machen, um die Einstellung eines kartellrechtlichen Mißbrauchsverfahrens zu erreichen (100515).
E.ON lehnte es ab, zu den Berichten Stellung zu nehmen. Die Trennung vom Netzgeschäft würde aber zur Ankündigung des Vorstandsvorsitzenden Johannes Teyssen passen, sich mittelfristig von allen Vermögenswerten zu trennen, die strategisch nicht mehr zum Konzern passen. Sie würde sich auch in die jetzt bekanntgewordenen Pläne einfügen, die bislang eigenständigen Konzern-Zentralen für Strom (München), Kraftwerke (Hannover) und Gas (Essen) aufzulösen und deren verbliebenen Aufgaben bei der Konzernzentrale in Düsseldorf anzusiedeln (110801). Den voraussichtlichen Verkaufserlös von mehr als einer Milliarde Euro könnte E.ON ebenfalls gut gebrauchen.
Das jetzt zum Verkauf anstehende Transportnetz war 2003 mit der Ruhrgas AG in den Besitz des E.ON-Konzerns gelangt (030101). Aufgrund der Entflechtungsvorschriften wurde daraus 2006 die E.ON Gastransport GmbH als juristisch eigenständige Tochter der E.ON Ruhrgas. Im September 2010 fand eine weitere Namensänderung in Open Grid Europe GmbH statt. Gemäß der neuen EU-Richtlinie zur Entflechtung (090401) und ihrer Umsetzung im neugefaßten Energiewirtschaftsgesetz (110602) figuriert die Open Grid Europe GmbH inzwischen als "Independent Transmission Operator (ITO)" bzw. "Unabhängiger Transportnetzbetreiber".