Januar 2010 |
100110 |
ENERGIE-CHRONIK |
In der Hängepartie um den Einstieg beim ostdeutschen Gasversorger VNG eröffnen sich der Energie Baden-Württemberg (EnBW) inzwischen neue Perspektiven: Wie sie am 6. Januar mitteilte, will sie ihre ostdeutsche Tochter Geso den Technischen Werken Dresden (TWD) überlassen. Sie habe sich für die hundertprozentige Tochter der sächsischen Landeshauptstadt als präferierten Bieter entschieden und führe die weiteren Verhandlungen nun exklusiv mit dem Ziel, "zeitnah" einen Kaufvertrag abzuschließen. Über die weiteren Details des Verhandlungsstandes hätten beide Seiten Stillschweigen vereinbart.
Über die Geso hält die EnBW bisher die Mehrheit an der Energie Sachsen Ost (Enso) sowie Beteiligungen an einer Reihe von Stadtwerken, darunter 35 Prozent an der Dresdener Drewag. Sie muß die sächsische Energietochter aber auf Verlangen des Bundeskartellamts abgeben, weil sonst eine Verstärkung marktbeherrschender Stellungen zu befürchten ist, nachdem sie sich mit 26 Prozent an der EWE beteiligt hat, die ihrerseits mit 47,9 Prozent größter Aktionär der VNG ist und diese Beteiligung dem neuen Partner überlassen möchte (090705).
Die VNG-Aktien sind vinkuliert und bedürfen zu ihrer Übertragung der Zustimmung einer Mehrheit in der Hauptversammlung. Die EnBW tat sich deshalb bisher schwer mit dem Einstieg bei VNG (090901). Dies könnte sich nun ändern. Die Stadt Dresden will nämlich das hundertprozentige Eigentum an der Drewag - Stadtwerke Dresden GmbH wiedererlangen. Sie hat deshalb im Oktober 2009 den beiden langjährigen Mitgesellschaftern Geso (35 Prozent) und Thüga (10 Prozent) den Gesellschaftervertrag fristgemäß zum 31. Dezember 2012 gekündigt. Den anstehenden Verkauf der Geso hielt die Stadt für eine gute Chance, den bisher von der EnBW gehaltenen Anteil an der Drewag noch vor Ende 2012 erwerben zu können. Gemeinsam mit 163 weiteren ostsächsischen Kommunen (KBO) trat sie als Bieter beim Verkauf der Geso auf. Neben Dresden sollen sich noch Gelsenwasser und Gasag, die tschechische CEZ sowie die Finanzunternehmen EQT und Macquarie beworben haben.
Die EnBW sah dagegen ihrerseits wohl die Chance, bei VNG voranzukommen, an der die Drewag im Rahmen der kommunalen Verbundnetz Gas Verwaltungs- und Beteilligungsgesellschaft (VUB) mit 6,47 Prozent beteiligt ist. Jedenfalls stellte sie sich plötzlich quer und bestritt sogar die Wirksamkeit der Kündigung, ehe sie dann doch mit Dresden ins Gespräch kam und die Stadt zum bevorzugten Bieter für die Übernahme der Geso erkor. Man darf deshalb gespannt sein, ob die EnBW außer den 900 Millionen Euro, die inoffiziell als Kaufpreis für die Geso genannt werden, noch weitere Gegenleistungen erhält.