Januar 2010 |
100109 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Vattenfall Europe AG hat den Verkauf ihrer 80-Prozent-Mehrheit am ostdeutschen Regionalversorger Wemag wie geplant abgeschlossen. Der Kaufvertrag war bereits am 28. August unterzeichnet worden (090904). Nach Zustimmung der Kommunalaufsicht, des Bundeskartellamts und der Gremien der beteiligten Unternehmen übernahm Anfang Januar der Kommunale Anteilseignerverband der Wemag (KAV) 54,9 Prozent. Da er schon bisher den Rest der Aktien besaß, erhöht sich dadurch seine Beteiligung auf über 74 Prozent. Die übrigen 25,1 Prozent kaufte die neue Thüga AG, die früher eine Tochter des E.ON-Konzerns war, aber seit ein paar Wochen ihren kommunalen Beteiligungsunternehmen gehört (091213). Der Preis für die Wemag war bei Abschluß des Kaufvertrags mit 170 Millionen Euro beziffert worden.
Die Wemag ist ein ländlich geprägter Verteiler mit fünf Netzdienststellen (rot). Schwerin und andere größere Kommunen (gelb) in ihrem Netzgebiet (blau) verfügen über eigene Stadtwerke. |
Der Kommunale Anteilseignerverband der Wemag wurde 1995 gegründet. Er übernahm von der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) treuhänderisch die Aktien der Gemeinden, die nach dem Kommunalvermögensgesetz einen Anspruch auf Beteiligung an der Wemag hatten. Dem Verband haben gegenwärtig rund 200 Gemeinden aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg ihre Aktien übertragen. Bei der Verbandsversammlung am 22. Oktober in Schwerin stimmten von den dort anwesenden Mitgliedern 180 für den Kauf der Wemag, während 18 dagegen waren und drei sich enthielten. Sieben Gemeinden hatte zuvor ihren Austritt aus dem Verband erklärt.
Der Kauf der Wemag durch die Kommunen war deshalb nicht unumstritten, weil der Regionalversorger ein reiner Verteiler ohne eigene Energieerzeugung ist, der nur das flache Land bedient, während die größeren Kommunen ihre eigenen Stadtwerke gegründet haben (siehe Karte). Seine Geschäftsergebnisse stammen zu 70 bis 80 Prozent aus dem Netzbereich und unterliegen damit der Regulierung durch die Bundesnetzagentur. Den Skeptikern wurde entgegengehalten, daß der "Tiefpunkt der Regulierung erreicht" und die "Regulierungspraxis spürbar besser" geworden sei. Den geringeren Renditemöglichkeiten beim Netzbetrieb stehe ein besonders geringes Risiko gegenüber. Außerdem sei die Wemag immer eine relativ eigenständige Tochter des Vattenfall-Konzerns geblieben, die nicht in die Konzernsteuerung integriert war.
Die Wemag erwirtschaftete 2008 einen Gesamtumsatz von 464 Millionen Euro und hatte 465 festangestellte Mitarbeiter. Der Stromabsatz belief sich auf 2090 Gigawattstunden. In ihrem 8048 Quadratkilometer großen Netzgebiete unterhält sie ein Leitungsnetz mit einer Länge von 14.357 Kilometer. Damit beliefert sie 142.600 Privat- und Gewerbekunden.
Der Regionalversorger ist mit 12,55 Prozent an den Stadtwerken Rostock beteiligt. Weitere Beteiligungen sind die Stadtwerke Eilenburg (49,0 %), Wittenberge (22,7 %), Lübz (20,0 %) und Parchim (15,0 %), die Erdwärme Neustadt-Glewe GmbH (45,0 %) und die MEA Energieagentur Mecklenburg-Vorpommern GmbH (100,0%).