Mai 2009

090505

ENERGIE-CHRONIK


Centrica wird Atomstrom-Partner von EDF

Der britische Strom- und Gasversorger Centrica beteiligt sich mit zwanzig Prozent an British Energy (BE) und wird damit Partner der Electricité de France (EDF), die den Atomstromproduzenten vor kurzem übernommen hat (080903). Wie die EDF am 11. Mai mitteilte, erhält der neue Minderheitsaktionär das Aktienpaket, das die EDF etwa 3,16 Milliarden gekostet hat, für 2,57 Milliarden Euro. Faktisch braucht er aber nur 1,2 Milliarden Euro zu bezahlen, da er im Gegenzug der EDF die Mehrheitsbeteiligung am belgischen Stromversorger SPE überläßt. Das Geschäft soll in der zweiten Jahreshälfte unter Dach und Fach gebracht werden, sofern die Wettbewerbsbehörden keinen Einspruch erheben.

Zu den Hauptpunkten der getroffenen Vereinbarung gehört der Bau von vier EPR-Reaktoren. Gemäß der erworbenen Beteiligung wird Centrica über ein Fünftel der Stromerzeugung von BE verfügen können. Hinzu beliefert die EDF ihren Partner ab 2011 über einen Zeitraum von fünf Jahren mit 18 Terawattstunden zu Marktpreisen.

Die Beteiligung von Centrica war bereits vorgesehen, als die EDF zur Übernahme von BE schritt. Ursprünglich wollte der französische Staatsmonopolist jedoch ein Viertel der BE-Aktien an Centrica weiterreichen. Mit der Reduzierung des Aktienpakets auf ein Fünftel und dem Nachlaß auf den Einstandspreis kommt die EDF nach monatelangen Verhandlungen den Wünschen der Centrica-Aktionäre entgegen, die dem jetzt vereinbarten Handel auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Juni erst noch ihre Zustimmung geben müssen.

EDF will Stromversorger erwerben, aus dem sich die Schwester GDF zurückziehen mußte

Die größere Hürde dürften die Wettbewerbsbehörden sein, da die EDF für 1,3 Milliarden Euro den 51-Prozent-Anteil der Centrica an der belgischen SPE übernehmen möchte. Bis 2006 hatten diese Mehrheitsbeteiligung über eine Zwischengesellschaft (Segebel) zu gleichen Teilen Gaz de France (GDF) und Centrica gehört. Die Gaz de France mußte sich dann zurückziehen, da dies zu den Auflagen der EU-Kommission für die Genehmigung der Fusion mit Suez gehörte (061110). Die Kommission wollte so eine komplette Beherrschung des belgischen Strommarktes durch die Suez-Tochter Electrabel verhindern. Mit dem nunmehr vorgesehenen Verkauf von SPE an EDF würde diese Auflage praktisch rückgängig gemacht und auch der zweitgrößte belgische Strom- und Gasversorger von einem Energiemonopolisten kontrolliert, hinter dem der französische Staat steht. EDF würde als klarer Mehrheitseigentümer sogar über noch größeren Einfluß bei SPE verfügen als zuvor Gaz de France.

E.ON erwägt Beteiligung am Reaktor Penly

Die EDF hat dem E.ON-Konzern eine Beteiligung am geplanten EPR-Reaktor in Penly (090105) angeboten. "Wir führen derzeit Gespräche über den Austausch von Aktiva mit E.ON", zitierte die Wirtschaftszeitung "Les Echos" (11.5.) den EDF-Generaldirektor Pierre Gadonneix. "In diesem Zusammenhang prüfen wir mit E.ON die Möglichkeit einer Beteiligung an nuklearen Vorhaben in Frankreich, besonders in Penly."

Der Reaktor in Penly soll zu 50 Prozent plus einer Aktie der EDF gehören, während die französischen Konzerne GDF/Suez und Total mit 33,33 Prozent plus einer Aktie einsteigen. Die verbleibenden 16,66 Prozent könnten auf die italienische Enel und E.ON aufgeteilt werden. Laut "Les Echos" hat sich Enel zwar eine Option von 12,5 Prozent gesichert, ist aber weniger an einer Kapitalbeteiligung in dieser Höhe als an einem entsprechenden Stromkontingent interessiert. Der E.ON-Konzern sei im Zuge des geplanten Austauschs von Aktiva mit der EDF bereit, deren Tochter Energie Baden-Württemberg (EnBW) Kraftwerkskapazitäten von 500 MW zu überlassen.

RWE und E.ON erhalten Zuschlag für KKW-Bauplätze in Großbritannien

Das Gemeinschaftsunternehmen von E.ON und RWE zum Bau neuer Kernkraftwerke in Großbritannien erhielt am 29. April von der National Decommissioning Authority (NDA) den Zuschlag für die Grundstücke in Wylfa und Oldbury (090103). "Beide Standorte gehören für die Entwicklung von Kernkraftwerken zu den besten in Großbritannien", hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Konzerne. Sie würden dort nun ihre Pläne vorantreiben, Kernkraftwerke mit einer Erzeugungskapazität von mindestens 6000 Megawatt zu entwickeln.

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