April 2009 |
090418 |
ENERGIE-CHRONIK |
Werner Marnette (63) ist seinen neuen Job als Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein (080715) bereits wieder los. Nach nur neun Monaten trat er Ende März zurück, weil er es für falsch hielt, wie die Landesregierungen in Kiel und Hamburg die Affäre um die schwer angeschlagene HSH Nordbank angingen und seine Warnung vor weiteren Milliardenverlusten ignorierten. Der frühere Chef der Norddeutschen Affinerie ist es gewöhnt, nicht um die Dinge herumzureden: Mit dem anschaulichen Bild vom "Strommarkt mit vier Besatzungszonen" (050603) hat er einst die vier Energiekonzerne so gegen sich aufgebracht, daß er als Vorsitzender des Energieausschusses beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zurücktreten mußte (050801).
Alois Rhiel (58), bis Januar dieses Jahres hessischer Wirtschaftsminister, wird zum 1. Mai Vorsitzender einer Immobilien-Tochter der Hessischen Landesbank. Als Minister hatte er sich wiederholt für mehr Wettbewerb auf den Energiemärkten eingesetzt, etwa durch Nachbesserungen bei der Neufassung des Energiewirtschaftsgesetzes (050506), die Ablehnung beantragter Tariferhöhungen (051201) oder eine Gesetzesinitiative zum Zwangsverkauf von Kraftwerken (071106). Rhiel galt als der profilierteste Kopf unter den Wirtschaftsministern der Länder. Dennoch mußte der CDU-Politiker bei der Neuformierung der schwarz-gelben Koalition in Wiesbaden sein Amt abgeben, da die vorgezogenen Landtagswahlen die FDP gestärkt hatten und diese nunmehr auch den Posten des Wirtschaftsministers verlangte. Nachfolger wurde der eher farblose FDP-Politiker Dieter Posch, der bereits Rhiels Vorgänger gewesen war.
Lars G. Josefsson (58), Chef des schwedischen Vattenfall-Konzerns, erhielt im vergangenen Jahr ingesamt zwölf Millionen schwedische Kronen an Gehalt. Außerdem profitierte er mit anderen Führungskräften von insgesamt 5,7 Millionen Kronen Bonuszahlungen. Dies geht aus dem neuesten Jahresbericht des Konzerns hervor. Das Salär entspricht 1,1 Millionen Euro. Im Vergleich mit deutschen Energiekonzernen ist das eher wenig (050403). Gegenüber dem Vorjahr hat sich Josefsson aber gehaltsmäßig um 40 Prozent verbessern können, was bei den meisten Vattenfall-Mitarbeitern sicher nicht der Fall war. Der Konzern begründete die üppige Gehaltsaufbesserung damit, daß Josefsson auf eine Pensionsprämie verzichtet habe.
Thomas Fischer (61), bisher Vorsitzender des RWE-Aufsichtsrats, hat auf der Aktionärsversammlung am 22. April überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Über die Nachfolge soll der Aufsichtsrat in der nächsten Sitzung beschließen. Als Begründung nannte Fischer seine "persönliche Lebensplanung". Als Hauptgrund für den Rücktritt gilt aber das zerrüttete Verhältnis zum Vorstandsvorsitzenden Werner Großmann. Fischer saß dem Gremium seit 2005 vor (041117). Mitglied des Aufsichtsrats will er bleiben.
Knut Zschiedrich (50) wird Vorstandsvorsitzender der neuen RWE-Vertriebsgesellschaft, die aus der Zusammenlegung der bisherigen Regionalgesellschaften Rhein-Ruhr und Westfalen-Weser-Ems hervorgeht (090205). Arndt Neuhaus (43) wird Chef der parallel dazu entstehenden neuen Rheinland Westfalen Netz AG mit Sitz in Essen. Wie der RWE-Konzern am 21. April weiter mitteilte, soll die Umstrukturierung bis zum 1. September dieses Jahres greifen.
Dieter Schweer (55), ehemaliger Leiter der Konzernkommunikation bei RWE, wird im Mai Mitglied der Geschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Die Berufung verdankt er dem BDI-Präsidenten Hans-Peter Keitel, dem früheren Chef der Hochtief AG, die bis 2004 eine RWE-Tochter war (040205). Schweer soll dem BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf dabei helfen, die Lobby-Arbeit des Verbandes wirksamer zu gestalten. Der ehemalige "Wirtschaftswoche"-Redakteur war 1996 vom damaligen RWE-Chef Dietmar Kuhnt als Öffentlichkeitsarbeiter angestellt worden und hatte es dank seines Mentors am Ende sogar geschafft, wie ein Vorstandsmitglied bezahlt zu werden. Kuhnts Nachfolger Harry Roels schätzte Schweers Fähigkeiten weniger: Er setzte dem Hochbezahlten im November 2003 abrupt den Stuhl vor die Tür, obwohl die Trennung eine hohe sechsstellige Summe gekostet haben soll (031108). Schweer verdingte sich darauf bei der Deutschen Telekom und der Hypovereinsbank. Bis vor kurzem beriet er den ins Zwielicht geratenen ehemaligen Postchef Klaus Zumwinkel. Auch dem BDI-Präsidenten Keitel soll er bereits zu Diensten gewesen sein.
Rüdiger Winkler wurde neuer Geschäftsführer der EDNA-Initiative, in der sich Software- und Beratungsunternehmen zusammengeschlossen haben, um den Datenaustausch in der Energiewirtschaft zu standardisieren (050411). Er ist Nachfolger von Franz Hein, der am 30. April in den Ruhestand ging. Winkler war von 1987 bis 2001 beim Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) tätig. Zuletzt leitete er dort den Bereich Netze und war an der Ausarbeitung der sogenannten Verbändevereinbarungen beteiligt. Nach einem Zwischenspiel bei der DB Energie machte er sich 2002 mit der Gründung eines "Instituts für Energiedienstleistungen" (ifed) als Energiedienstleister selbständig. Mit der jetzt erfolgten Bestellung zum Geschäftsführer der EDNA-Initiative wird sein in Lörrach ansässiges Institut zum Hauptsitz des Vereins.