Juni 2006 |
060605 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energieminister Österreichs, Ungarns, Rumäniens, Bulgariens und der Türkei sowie EU-Energiekommissar Andris Piebalgs vereinbarten am 26. Juni in Wien, die kommerziellen, regulatorischen und rechtlichen Maßnahmen für den Bau der Erdgasrohrleitung "Nabucco" innerhalb kürzester Zeit zu beschleunigen. Die Vereinbarung wurde in Form einer gemeinsamen Erklärung am Ende einer Ministerkonferenz zu diesem Projekt unterzeichnet. Angesichts der langfristigen Notwendigkeit, eine Verbindung zwischen dem europäischen Gasmarkt und der kaspischen Region herzustellen, sei die Pipeline von entscheidender Bedeutung, hieß es in einer Mitteilung der EU-Kommission. "Nabucco" werde voraussichtlich die erste vieler Versorgungsrouten durch Südeuropa sein. Die Europäische Union habe ein Szenarium erstellt, nach dem 10 bis 15 Prozent ihrer Erdgasversorgung bis 2025 aus dieser Region stammen wird.
Die Pipeline "Nabucco" würde es ermöglichen, das Erdgas aus
den früheren Sowjetrepublien Georgien, Turkmenien und Aserbaidschan nach den
Ländern der Europäischen Union zu transportieren, ohne dafür - wie
bisher - die russischen Pipelines in Anspruch nehmen zu müssen und den russischen
Staatsmonopolisten Gazprom als Zwischenhändler zu benötigen. Zusätzlich
würden die Türkei, der Iran und andere Nahostländer als Erdgaslieferanten
erschlossen (siehe Karte). In einem "Grünbuch",
das die Kommission im März vorlegte, hatte sie die Modernisierung und der Bau
neuer Energieinfrastrukturen als vorrangig für die Sicherung und die Diversifizierung
der Energieversorgung der EU bezeichnet (060503).
"Erdgas ist für die europäische Wirtschaft von
grundlegender Bedeutung, und wir können es nicht dem Markt
überlassen, die Sicherheitslage zu beurteilen", erklärte
EU-Energiekommissar Andris Piebalgs. "Die Europäische
Kommission leitet Investitionen in den Fernleitungssektor und
hofft, bei der Überwindung der technischen und kommerziellen
Probleme, die mit dem Erdgastransport durch viele Rechtsgebiete
in die EU verbunden sind, Hilfestellung leisten zu können."
(zum Vergrößern HIER klicken)
Im Anhang zum Grünbuch "Eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie", das die EU-Kommission im März 2006 vorlegte, veranschaulicht diese Karte die erwogenen Hauptachsen zur Versorgung Westeuropas mit Erdgas (blaue Linien). Bereits vorhandene Pipelines sind rot eingezeichnet. Im Begleittext zur Karte heißt es vorsorglich, daß sie lediglich "Kommunikationszwecken" diene und nicht notwendigerweise die Politik der EU widerspiegele.