November 2003

031116

ENERGIE-CHRONIK


Erstes deutsches Geothermie-Kraftwerk in Betrieb

Am 12. November 2003 wurde die erste deutsche Anlage zur Erzeugung von Strom aus Erwärme in Betrieb genommen (siehe 030503). Sie befindet sich in Neustadt-Glewe, wo die Erdwärme bereits seit 1995 den größten Teil des Fernwärmebedarfs der ostdeutschen Kleinstadt deckt. Die zusätzliche Nutzung des 98 Grad heißen Wasser aus einer Tiefe von 2250 Metern wird durch eine ORC-Turbine ermöglicht, die eine Leistung von 250 Kilowatt erbringt. Als Arbeitsmedium verwendet die ORC-Turbine den Stoff Perfluorpetan, der bereits bei 31 Grad verdampft. Auf diese Weise kann das Thermalwasser, dessen Temperatur für den Betrieb einer Wasserdampfturbine nicht ausreichen würde, dennoch energetisch genutzt werden. Beim Austritt aus dem Dampferzeuger der Turbine hat es noch eine Temperatur von 71 Grad und wird wie bisher für die Fernwärmeversorgung verwendet. Bei winterlichen Temperaturen (unter minus fünf Grad) muß das kleine Geothermie-Kraftwerk allerdings abgestellt werden, da dann die Erdwärme mit voller Leistung für die Fernwärmeversorgung benötigt wird.

Das Pilotprojekt zur geothermischen Stromerzeugung wird von den Vattenfall-Unternehmen Bewag, Wemag und EnergieSüdwest AG betrieben, die rund 900.000 Euro investierten. Wegen der innovativen Technik erhielt das Projekt weitere 400.000 Euro als Zuschuß vom Bundesumweltministerium.

"Der Beginn der geothermischen Stromerzeugung ist eine wichtige Etappe beim Ausbau der erneuerbaren Energien", sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) bei der Inbetriebnahme der Anlage, "denn mit Erdwärme kann Strom zu jeder Tages- und Nachtzeit produziert werden." Das technische Potential für die geothermische Stromerzeugung liege in Deutschland bei rund 350 Terawattstunden pro Jahr, was rund 60 Prozent des heutigen Stromverbrauchs entspreche. Um dieses enorme Potenzial künftig nutzen zu können, komme es nun darauf an, die Technologien zu optimieren, die Qualität und Wirkungsgrade der Anlagen zu steigern und die Kosten insgesamt zu senken.

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