März 1992

920319

ENERGIE-CHRONIK


Nutzung der Erdwärme scheitert an Stadtwerke-Plänen und Geldmangel

Die Stadt Neuruppin verzichtet überraschend darauf, ihr geothermisches Potential von rund 60 Grad heißem Wasser in 1700 Meter Tiefe für die Wärmeversorgung zu nutzen. Bürgermeister Zindler (SPD) begründet dies damit, die Stadt könne wegen des Defizits im kommunalen Haushalt die fünf Millionen DM Eigenanteil nicht aufbringen, die neben den bereits bewilligten sechs Millionen DM Landesfördermitteln und zwei Millionen DM aus EG-Kassen erforderlich wären. Das brandenburgische Wirtschaftsministerium reagierte mit Unverständnis. Wirtschaftsminister Hirche hatte erst im Dezember unter großem Medienaufgebot die erste Bohrung für die geplante Neuruppiner Erdwärme-Heizzenrale in Betrieb genommen.

"Der Hauptgrund für die plötzliche Notbremse sind die Neuruppiner Pläne für eigene Stadtwerke", berichtet dazu Der Tagesspiegel (1.3.). Die Stadt wolle sich nämlich die eigene Stromversorgung mittels eines Blockheizkraftwerkes sichern, das neben Strom auch Wärme erzeugt und deshalb mit dem Geothermie-Projekt konkurrieren würde.

In Neustadt-Glewe scheint der beabsichtigte Bau eines Geothermie-Heizwerks ebenfalls gescheitert zu sein: Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern will aus Geldmangel keine Fördermittel zur Verfügung stellen, was wiederum zur Folge hat, daß auch das Bundesforschungsministerium keine Zuschüsse gewährt (Norddeutsche Neueste Nachrichten, 22.2.).