Dezember 2001 |
011223 |
ENERGIE-CHRONIK |
Presseberichten zufolge wird das Berliner Multi-Utility-Unternehmen Avida den Geschäftsbetrieb zum Jahresende einstellen. Avida ist eine Tochter der Berlinwasser Holding AG, die seit der Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe (990624) zu 50,1 Prozent dem Land Berlin und zum Rest je hälftig RWE und Vivendi gehört.
Avida war erst vor wenigen Monaten gestartet worden. Die Firma sollte im Zuge einer strategischen Neuausrichtung, die der Aufsichtsrat der Holding im Oktober 2000 beschloß, das von RWE entwickelte Multi-Utility-Konzept verwirklichen. Zunächst war an ein "Basispaket" für Strom und Telekommunikation gedacht, dem später Wasser, Wärme und Entsorgung folgten sollten, eventuell sogar Dienstleistungen wie Gartenpflege und Reparaturen. Ende August war in der Hauptstadt eine 4,5 Millionen Mark teure Werbekampagne angelaufen. Bis Jahresende wollte Avida 5000 Kunden gewinnen und diese Zahl bis Ende 2002 verdoppeln. Tatsächlich sollen sich aber nur etwa 400 Kunden gefunden haben und ein Verlust von 15 Millionen Mark entstanden sein.
Die teilprivatisierten Berliner Wasserbetriebe agierten bisher nicht sonderlich erfolgreich. Dies lag wohl auch an den Rivalitäten zwischen den beiden privaten Großaktionären: Sie sehen sich weniger als Partner denn als Konkurrenten, seitdem RWE mit der Übernahme von Thames Water (000907) und American Water (010905) den dritten Platz auf dem weltweiten Wassermarkt hinter Vivendi und Suez einnimmt.
Nach Ansicht der "Berliner Zeitung" (7.12.) belastet das Scheitern von Avida auch das Multi-Utility-Konzept des RWE-Konzerns, der die unternehmerische Führung der Berlinwasser Holding verantworte. Die "Frankfurter Allgemeine" (8.12.) meinte ebenfalls: "Der Fehlschlag in Berlin gibt all jenen Skeptikern Vorschub, die ohnehin an den Erfolgsaussichten der von RWE-Chef Dietmar Kuhnt entworfenen Multi-Utility-Strategie zweifeln."