Februar 1995 |
950208 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die PreussenElektra.AG hat der Europäischen Entwicklungsbank (EBRD) mitgeteilt, daß sie vom Angebot zur Mitfinanzierung des slowakischen Kernkraftwerks Mochovce keinen Gebrauch machen wird. Sie begründete dies damit, daß sich ihr Geschäftsinteresse in den letzten Jahren verstärkt auf energiewirtschaftliche Projekte in geographischer Nähe zum eigenen Versorgungsgebiet und besonders auf den Ostseeraum konzentriert habe, womit das Mochovce-Projekt nicht mehr in die Unternehmensstrategie passe (Handelsblatt, 31.1.; SZ, 2.2.; taz, 2.2.; siehe auch 930806 u. 930416).
Die Bayernwerk AG erklärte am 24.2. in München, daß sie über eine Beteiligung an der Nachrüstung und Fertigstellung der beiden Druckwasserreaktoren in Mochovce erst entscheiden werde, wenn die EBRD ihre Finanzierungszusage gegeben habe und garantiert sei, daß die Anlage auf ein "im Westen akzeptiertes Sicherheitsniveau" gebracht wird. Voraussetzung für ein Engagement des Bayernwerks sei ferner, daß mit der Inbetriebnahme von Mochovce die beiden nicht nachrüstbaren Blöcke des Kernkraftwerks Bohunice stillgelegt werden (ddpADN, 24.2.).
Die Fertigstellung des Kernkraftwerks Mochovce soll durch ein Firmenkonsortium unter Federführung der Electricité de France (EdF) und mit Hilfe eines EBRD-Kredits von 413 Millionen DM erfolgen. In Österreich gibt es eine breite Bewegung gegen dieses Projekt: Kernkraftgegner befürchten, daß das Kraftwerk trotz der westlichen Unterstützung unsicher bleibe und eine Gefahr für das Nachbarland darstelle. Österreich hat inzwischen sogar mit einem Austritt aus der EBRD gedroht, falls der Kredit, wie vorgesehen, am 21.3. bewilligt werden sollte. In einer am 16.2. verabschiedeten Entschließung hat sich auch das Europaparlament gegen die Vergabe europäischer Kredite für dieses Projekt ausgesprochen, bis die Sicherheitsfragen befriedigend gelöst seien (DPA, 16.2.; SZ, 17.2. u. 18.2.; taz, 18.2.).