Dezember 2023 |
231211 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Dachverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat bei einer Untersuchung von 31 Fernwärmenetzen große Preisunterschiede festgestellt, die sich schwer nachvollziehen lassen. Wie er am 1. Dezember mitteilte, war die Versorgung eines Einfamilienhauses im größten Wärmenetz der Stadt Köln mit 27 Cent pro Kilowattstunde mehr als doppelt so teuer wie im größten Netz der Stadt Halle mit 12 Cent. Es kam auch vor, dass innerhalb desselben Zeitraums der Preis in Erfurt von 35 auf 20 Cent sank, während er in Hannover von 13 auf 19 Cent anstieg. Im neuen Jahr will der Verband die Marktbeobachtung fortsetzen und regelmäßig die Preisentwicklungen ausgewählter Fernwärmenetze veröffentlichen. Für jedes Bundesland (außer Bremen) wurden jeweils zwei Fernwärmenetze ausgewählt. Eines davon ist immer das größte Netz der einwohnerstärksten Stadt.
Schon im November hat der vzbv zwei Sammelklagen gegen die Fernwärme-Anbieter E.ON und Hansewerk Natur eingereicht, um Rückzahlungen für Kunden zu erreichen. Nach Einschätzung des Verbands sind bei beiden Unternehmen die Preiserhöhungen der zurückliegenden Jahre unwirksam, weil die Preisänderungsklauseln nicht den rechtlichen Anforderungen entsprechen. So habe E.ON auf der Grundlage seiner Preisänderungsklauseln im Versorgungsgebiet Erkrath-Hochdahl (NRW) den Brutto-Arbeitspreis von 6,18 ct/kWh (2020) auf 23,24 ct/kWh (2022) erhöht. Bei einem Jahresverbrauch von 15.000 kWh ergäben sich daraus insgesamt 3.500 Euro Mehrkosten für beide Jahre. Anderswo seien ähnliche Entwicklungen bei den Fernwärmepreisen der beiden Anbieter festzustellen.
Der vzbv lädt alle Betroffenen ein, den Sammelklagen (Abhilfeklagen) beizutreten, indem sie sich beim Bundesamt für Justiz (BfJ) ins Klageregister eintragen. Dadurch verjähren ihre Ansprüche nicht. Schon jetzt können sich Betroffene auf www.sammelklagen.de/eon und www.sammelklagen.de/hansewerk anmelden. Sie werden dann per E-Mail über den Verlauf der Verfahren informiert und erfahren, ab wann sie sich in die Klageregister eintragen können.
Eine weitere Sammelklage kündigte der vzbv am 4. Dezember gegen den Strom-
und Gasanbieter Extra Energie GmbH an, der unter den Marken ExtraEnergy, Extragrün,
HitEnergie, Prioenergie und EVD auftritt. Diese dubiose Firma war mit Preisgarantien
auf Kundenfang gegangen, die sie nach dem russischen Überfall auf die Ukraine
nicht einhalten konnte. Daraufhin wollte sie ihren Kunden weismachen, dass die
zugesicherten Garantien nicht mehr gelten würden. Mit Inkassoschreiben
erweckte sie sogar den Eindruck, als ob sie auf Grundlage des geschlossenen
Liefervertrags die Zahlung von doppelt oder dreifach höheren Preisen verlangen
könne. Die Unzulässigkeit dieses Vorgehens wurde bereits gerichtlich
festgestellt. Nun geht es darum, die Extra Energie Gmbh zu Rückzahlungen
zu zwingen. Sie gehört über eine Holding auf Zypern dem israelischen
Multimillionär Mordechay Maurice Ben-Moshe.