August 2022 |
220811 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Windpark Jüchen, der ab April 2020 auf einer 90 Hektar großen rekultivierten Fläche des Braunkohletagebaues Garzweiler an der Autobahn A 44 entstand, wird noch vor einer regulären Inbetriebnahme komplett abgerissen und ersetzt. Der Grund sind konstruktive Mängel am Turm der sechs Nordex-Anlagen vom Typ N149/4.0-4.5, die sich am 29. September vorigen Jahres herausstellten, als eine baugleiche Anlage in einem Waldgebiet bei Haltern kurz vor der offiziellen Inbetriebnahme plötzlich in sich zusammenbrach (211017). Nach Nordex-Angaben waren insgesamt 22 Anlagen von diesem Fehler betroffen, die ausschließlich in Deutschland installiert wurden oder sich noch in der Errichtung befanden.
Wegen dieser konstruktionsbedingten Baumängel konnten die sechs Anlagen bisher noch nicht an RWE, die Stadt Jüchen und den Mönchengladbacher Energieversorger NEW übergeben werden, die den Windpark betreiben wollen. Wie RWE Renewables am 25. August mitteilte, wurde eine der sechs Anlagen bereits im August vorigen Jahres stillgelegt, nachdem ein Schaden am Turm festgestellt wurde. Kurz darauf seien auch die anderen fünf Anlagen vorsorglich stillgelegt und umfassende Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet worden. Dazu gehörten eine weiträumige Absperrung des Geländes sowie eine Überwachung des Windparks.
Inzwischen haben sich Hersteller und Betreiber auf einen Austausch der defekten Türme geeinigt. Seit August werden fünf der Betontürme von außen mit zwei Stahlmanschetten verstärkt, um danach die Rotorblätter, die Nabe, die Gondel und den gut 63 Meter hohen Stahlturm zurückzubauen. Anschließend werden die verbleibenden Betontürme, die knapp hundert Meter hoch sind, durch eine gezielte Sprengung kontrolliert zu Boden gebracht. Für die zuerst stillgelegte Anlage wird aufgrund des besonderen Schadensbilds ein eigenes Rückbaukonzept erstellt. Nach Abschluss des Rückbaues und der Neuerrichtung der Anlagen mit intakten Betontürmen soll der Windpark im kommenden Jahr mit der vorgesehenen Nennleistung von insgesamt 27 MW endlich ans Netz gehen.