März 2021

210310

ENERGIE-CHRONIK


Salzgitter AG erprobt grünen Wasserstoff zur Stahlherstellung

Der Stahlkonzern Salzgitter AG hat mit der Erprobung von grünem Wasserstoff zur Eisenerzverhüttung begonnen. Am 11. März stellte er das Projekt gemeinsam mit den beiden Kooperationspartnern Avacon und Linde der Öffentlichkeit vor. Es handelt sich um zwei von Siemens gelieferte PEM-Elektrolyse-Einheiten, die auf dem Werksgelände der Salzgitter Flachstahl GmbH installiert wurden und mit einer Leistung von jeweils 1,25 Megawatt pro Stunde rund 450 Kubikmeter Wasserstoff erzeugen können. Den Strom dafür liefert die E.ON-Tochter Avacon, die auf dem demselben Werksgelände sowie auf anderen Grundstücken des Konzerns insgesamt sieben Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 30 Megawatt errichtet hat. Es kann deshalb unterstellt werden, dass die Elektrolyseure ihren Stromverbrauch aus Windkraft beziehen und sie somit klimaunschädlichen "grünen" Wasserstoff erzeugen.

Alte Hochöfen müssen durch Direktreduktionsanlagen und Elektrolichtbogenöfen ersetzt werden

Auf diese Weise könnten die Kohlendioxid-Emissionen der bislang in Salzgitter betriebenen drei Hochöfen bis zum Jahr 2050 um etwa 95 Prozent verringert werden, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung. Zuvor müssten diese Hochöfen allerdings "schrittweise durch eine Kombination aus Direktreduktionsanlagen und Elektrolichtbogenöfen ersetzt werden".

Bei der Direktreduktion wird das Eisenerz mit Hilfe von Erdgas oder Wasserstoff anstatt mit Koks zu Eisen reduziert. Der dabei anfallende "Eisenschwamm" muss vor der Weiterverarbeitung in Elektrolichtbogenöfen noch einmal aufgeschmolzen werden. Diese Direktreduktion setzt umso weniger Kohlendioxid frei, je höher dabei der Anteil "grünen" Wasserstoffs ist.

Vollständige Dekarbonisierung würde Elektrolyse-Leistung von 1700 MW erfordern

Soviel klimafreundlicher Wasserstoff steht allerdings bis auf weiteres nicht zur Verfügung. Außerdem ist er teuerer als der mit Dampfreformierung aus Erdgas gewonnene Wasserstoff. Allein die Salzgitter AG bräuchte für die vollständige Dekarbonisierung ihrer Stahlproduktion eine aus erneuerbaren Energien gespeiste Elektrolyse-Leistung von rund 1700 Megawatt. Die Umstellung auf Direktreduktion wird deshalb vorerst wohl hauptsächlich mit konventionell erzeugtem Wasserstoff erfolgen. Diesen liefert der führende Wasserstoff-Erzeuger Linde.

Das Projekt "Windwasserstoff Salzgitter ­ WindH2" wurde durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit 1,1 Mio. Euro aus der Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft unterstützt.

 

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