Juni 2020 |
200602 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die drohende Explosion der EEG-Umlage hat die schwarz-rote Bundesregierung veranlasst, in ihrem jetzt beschlossenen "Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket" (200601) zusätzlich elf Milliarden Euro einzuplanen, damit die Umlage im kommenden Jahr auf 6,5 Cent pro Kilowattstunde und 2022 auf 6,0 Cent gedeckelt werden kann. Andernfalls würde die Abgabe – den düstersten Prognosen zufolge – im kommenden Jahr von derzeit 6,756 Cent bis auf 8,6 Cent ansteigen (200504). So aber wird es vor den nächsten Bundestagswahlen keine Erhöhung, sondern eine Senkung der EEG-Umlage geben.
Die jetzt vorgesehene Finanzspritze ergänzt den bereits Ende 2019 gefassten Beschluss, die Einnahmen aus dem 2021 beginnenden Verkauf von Emissionszertifikaten für den Nicht-ETS-Bereich vollständig zur Senkung der EEG-Umlage zu verwenden, bevor sie ab 2024 auch dem Ausgleich der Steuer-Mindereinnahmen durch die erhöhte Fernpendlerpauschale dienen (191202). Anscheinend würden diese Einnahmen trotz der starken Erhöhung der ursprünglich vorgesehenen Festpreise für die Zertifikate nicht ausreichen, um die Mindereinnahmen auf dem EEG-Konto auszugleichen.
Die Deckelung freut vor allem die Millionen privater Kleinverbraucher,
denen die EEG-Umlage in voller Höhe abverlangt wird, während große
Stromverbraucher von teilweise enormen Rabatten profitieren. Die erwähnten
elf Milliarden Euro dürfen deshalb auch nicht einfach auf den Stromverbrauch
der einzelnen Kundengruppen umgelegt werden, sondern müssen ins Verhältnis
zu deren jeweiligem Anteil an den EEG-Kosten gesetzt werden. Anhand der verfügbaren
Zahlen aus Jahren 2018/19 ergibt sich dann folgendes Bild:
Anteile am Gesamtstromverbrauch (513 TWh) | in TWh | in % |
Industrie | 227 | 44,3 |
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen | 145 | 28,3 |
Haushalte | 129 | 25,2 |
Verkehr | 12 | 2,3 |
Anteile an der Deckelung der EEG-Umlage mit 11 Mrd. Euro | Mrd. Euro | in % |
Haushalte | 3,85 | 35 |
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen | 3,63 | 33 |
Industrie | 3,41 | 31 |
Verkehr | 0,11 | 1 |
Bei den drei größten Verbrauchsgruppen wird die Rangfolge also auf
den Kopf gestellt, wenn man anstelle ihres Stromverbrauchs ihre Belastung mit
der EEG-Umlage betrachtet. Der kleine Sektor "Verkehr" – das
sind elektrische Bahnen – rangiert dabei in beiden Fällen weiterhin
auf dem vierten Platz, entrichtet aber in Relation zu seinem Stromverbrauch
die geringste EEG-Umlage. Das liegt daran, dass er aufgrund von ¤
65 EEG zu 80 Prozent befreit ist.