Mai 2020 |
200519 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die vier Eigentümer des Gaskraftwerks Irsching 5 bei Ingolstadt – Uniper, N-ERGIE, Mainova und Entega – haben am 28. Mai beschlossen, ihren Antrag auf vorläufige Stilllegung zurückzuziehen und den 846-MW-Block zum 1. Oktober 2020 wieder normal zu betreiben. Sie begründeten die Rückkehr an den Markt mit verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen. Vor allem die gesunkenen Gaspreise würden nun einen rentablen Betrieb möglich erscheinen lassen. Parallel dazu – und aus den gleichen Gründen – plant Uniper als alleiniger Eigentümer des Gaskraftwerks Irsching 4 die Rückkehr dieses 545-MW-Blocks zum Marktbetrieb.
Die beiden GuD-Blöcke 4 und 5 gingen 2011 bzw. 2010 in Betrieb und sind mit Wirkungsgraden um 60 Prozent sehr effizient. Dennoch kündigten die Eigentümer – anstelle von Uniper damals noch E.ON – im Frühjahr 2013 die Stilllegung beider Blöcke an, weil sich der Betrieb wegen mangelnder Einsatzhäufigkeit nicht mehr rentieren würde. Aus netztechnischen Gründen konnte aber auf die schnell hochfahrenden Gaskraftwerke nicht verzichtet werden. Es kam deshalb zu einer Sondervereinbarung mit dem zuständigen Übertragungsnetzbetreiber TenneT, der gegen eine Entschädigung die Fixkosten und die Betriebshoheit über die beiden Blöcke übernahm (130418 ).
Da es sich um keinen Einzelfall handelte, wurde mit der eilends beschlossenen "Reservekraftwerksverordnung" (130605) der Bundesnetzagentur erlaubt, die Stillegung "systemrelevanter" Kraftwerke generell zu untersagen. Auf der neu eingeführten "Kraftwerksstilllegungsanzeigeliste" (KWSAL) tauchten dann auch die Blöcke 4 und 5 in Irsching als systemrelevant auf, nachdem die Sondervereinbarung mit TenneT Ende März 2016 ausgelaufen war.
Zuletzt hatten die Eigentümer im September 2019 die vorläufige Stilllegung der Blöcke 4 und 5 von Oktober 2020 bis Ende September 2021 angezeigt. Nach deren Rückkehr an den Markt steht nur noch der Gas-Block 3 mit 375 MW auf der Liste und ist als systemrelevant eingestuft. Er wurde zur "endgültigen Stillegung" angemeldet und schon seit 2012 nur noch in "Kaltreserve" vorgehalten.
Die Eigentümer von Irsching 4 und 5 behalten sich vor, die Situation von Jahr zu Jahr neu zu bewerten und die Entscheidung bei verschlechterten Marktkonditionen zu revidieren. "Mit der Rückkehr an den Markt erwarten wir, dass der Betrieb von Irsching 5 wirtschaftlicher wird als bisher", sagte der N-ERGIE-Vorstandsvorsitzende Josef Hasler. "Dies heißt aber nicht, dass wir mit dem Marktstart Geld verdienen werden. Vielmehr hoffen wir darauf, dass die Verluste, die unser Kraftwerk seit Jahren schreibt, verringert werden." Der Block 5 gehört zu 50,2 Prozent Uniper, zu 25,2 Prozent N-ERGIE, zu 15,6 Prozent Mainova und zu 9 Prozent Entega.