September 2005 |
050911 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Siemens AG will ein neues Gas- und Dampfturbinen (GuD)-Kraftwerk für E.ON zunächst auf eigenes Risiko errichten und betreiben, bevor die Anlage dem Stromerzeuger übergeben wird. Der Kraftwerksbauer zieht damit offenbar die Konsequenzen aus einer Pannenserie, die in den neunziger Jahren sowohl Siemens als auch ABB schwer zu schaffen machte (980916, 980211, 941116) und eine der Ursachen für den völligen Rückzug von ABB aus dem Kraftwerksgeschäft war (000420).
Die neu entwickelte Turbine, die den Wirkungsgrad von GuD-Kraftwerken von bisher
maximal 58 auf 60 Prozent erweitern soll, wurde am 26. September vom Siemens-Vorstandsvorsitzenden
Klaus Kleinfeld in München vorgestellt. In einem ersten Schritt will Siemens
die neu entwickelte Gasturbinenanlage am E.ON-Kraftwerksstandort Irsching in die Praxis
umsetzen und ausgiebig testen. Mit 340 Megawatt (MW) werde die Maschine die weltweit
größte und leistungsstärkste Gasturbine sein, sagte Kleinfeld. Nach
der Testphase werde diese Gasturbinenanlage zu einem hocheffizienten GuD-Kraftwerk
mit einer Leistung von ca. 530 MW und einem Wirkungsgrad von über 60 Prozent
erweitert. Die E.ON Kraftwerke GmbH werde die Anlage nach erfolgreichem Probebetrieb
übernehmen und in den kommerziellen Betrieb überführen. Siemens investiere
in die Entwicklung sowie in den Bau der Prototypanlage in Irsching rund 500 Millionen
Euro.
"Mit dieser Gasturbinenanlage in Irsching betreten wir technisches Neuland",
erklärte der E.ON-Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen. Mit über 60 Prozent
im kombinierten Gas- und Dampfturbinen-Betrieb liegt der Wirkungsgrad der neuen Turbine
weltweit im Spitzenbereich. Bisher würden die in Deutschland realisierten GuD-Anlagen
einen Wirkungsgrad von maximal 58 Prozent erreichen. Dank des höheren Wirkungsgrades
seien geringere Erzeugungskosten zu erwarten.
Bisher betreibt die E.ON Kraftwerke GmbH am Standort Irsching ein aus drei Blöcken
bestehendes Gaskraftwerk: Block 1 (151 MW), Block 2 (312 MW) und Block 3 (415 MW).
Der französische Alstom-Konzern, der vor fünf Jahren das Kraftwerksgeschäft von ABB übernahm (000420), hat von RWE den Auftrag für ingenieurtechnische Vorarbeiten zu einem neuen GuD-Kraftwerk am Standort Lingen erhalten. Wie Alstom am 27. September mitteilte, handelt es sich um den ersten Teil eines Kontraktes über die Erstellung der gesamten Anlage mit zwei Gasturbinen vom Typ GT26 und einer Leistung von 850 Megawatt. Darüber hinaus sei die technische Wartung ("maintenance") der Anlage durch Alstom für zwölf Jahre vorgesehen. Der zweite Teil des Kontrakts trete in Kraft, sobald die Baugenehmigung für das Kraftwerk vorliegt und RWE eine endgültige Entscheidung über die Errichtung der Anlage getroffen hat.