Mai 2020

200510

ENERGIE-CHRONIK


LichtBlick bekommt Heizstrom-Geschäft von E.ON

Der Stromanbieter LichtBlick darf das Heizstrom-Geschäft des E.ON-Konzerns übernehmen. Wie aus einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Unternehmen vom 29. April hervorgeht, haben die EU-Kommission und das Bundeskartellamt die Anfang März vereinbarte Transaktion jetzt gebilligt. Damit wechseln rund 260.000 Heizstrom-Kunden mit rund 355.000 Stromlieferverträgen zu dem "Ökostrom"-Anbieter, der seit gut einem Jahr komplett dem niederländischen Unternehmen Eneco gehört, das seinerseits zum Verkauf anstand (181209) und inzwischen von zwei japanischen Konzernen übernommen wurde.

"Kunden erhalten ausschließlich Ökostrom"

LichtBlick will die bisherigen E.ON-Heizstromkunden voraussichtlich zum 1. August 2020 unter seiner Marke beliefern. Nach Angaben von Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei LichtBlick, handelt es sich bei den Verträgen überwiegend um Haushalte, die mit Wärmepumpen oder Nachtspeicherheizungen heizen. "Wie alle LichtBlick-Kunden erhalten sie ausschließlich Ökostrom", unterstrich Lücking. Der Verkaufspreis wurde nicht genannt.

E.ON musste Konzessionen machen, um Innogy zerschlagen zu dürfen

E.ON gibt das Heizstromgeschäft nicht freiwillig ab, sondern sah sich dazu genötigt, weil die EU-Kommission den vor zwei Jahren vereinbarten Riesen-Tauschhandel mit dem RWE-Konzern (180301) nicht ganz ohne Abstriche durchwinken wollte. Nachdem die Kommission eine "vertiefte Prüfung" der beabsichtigten Übernahme der RWE-Tochter Innogy eingeleitet hatte, erklärte E.ON sich zu ein paar kleineren Konzessionen bereit, zu denen neben dem Verzicht auf Teile des Endkundengeschäfts in Osteuropa die Abgabe der Heizstrom-Kunden in Deutschland gehörte (190611). Daraufhin bekam der Konzern grünes Licht aus Brüssel, um Innogy zu übernehmen und zu zerschlagen (190901).

Japaner kauften für 4,1 Milliarden Euro den neuen LichtBlick-Eigentümer Eneco

Durch den jetzt vollzogenen Handel mit LichtBlick überlässt E.ON das Heizstrom-Geschäft letztendlich den beiden japanischen Konzernen Mitsubishi und Chubu, die im November vorigen Jahres den Zuschlag für das niederländische Unternehmen Eneco erhielten, das zuvor 44 Kommunen gehörte. Das japanische Konsortium soll 4,1 Milliarden Euro geboten haben, um sich gegen andere Energiekonzerne wie Shell und Finanzinvestoren durchzusetzen. Der Technologiekonzern Mitsubishi erwarb 80 Prozent der Eneco-Anteile, den Rest der drittgrößte japanische Stromanbieter Chubu. Seit März sind beide auch faktische Eigentümer des Unternehmens.

"In 5 Minuten von Mitsubishi/Lichtblick zu echtem Ökostrom wechseln"

Konkurrenten von LichtBlick machen sich inzwischen den Umstand zunutze, dass das Geschäft mit "Ökostrom" weitgehend auf der Unkenntnis des Publikums über technische und wirtschaftliche Zusammenhänge der Stromwirtschaft beruht (siehe Hintergrund, Dezember 2013). "In 5 Minuten von Mitsubishi/Lichtblick zu echtem Ökostrom wechseln", heisst es beispielsweise auf der Internet-Seite der Firma "polarstern-energie", die sich ebenfalls anheischig macht, ihre Kunden mit "Ökostrom" zu beglücken. Großzügig wird LichtBlick bescheinigt, "einer der wenigen unabhängigen Ökoenergieversorger in Deutschland" gewesen zu sein. Nun aber gehöre das Unternehmen zu Mitsubishi. Damit verliere die Energiewende einen wichtigen Treiber. Denn Mitsubishi mache sein Geld weiterhin auch mit fossilen Brennstoffen. Dies bedeute: "Selbst wenn man als Kunde von Lichtblick Ökostrom bezieht, unterstützt man so immer auch die Förderung der Kohlekraft und Co."

 

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