Februar 2020 |
200208 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Uniper SE überlässt ihre Mehrheitsbeteiligung am Braunkohlekraftwerks Schkopau dem tschechischen EPH-Konzern. Wie beide Unternehmen am 21. Februar mitteilten, erwirbt die EPH-Tochter Saale Energie, der bisher 42 Prozent des Kraftwerks gehören, mit Wirkung zum Oktober 2021 zusätzlich den Uniper-Anteil von 58 Prozent. Als neuer Alleineigentümer übernimmt sie auch die 150 Mitarbeiter und die Betriebsführung der beiden Blöcke, die noch bis Ende 2034 am Netz bleiben dürfen. Zum Verkaufspreis wurden keine Angaben gemacht.
Die beiden Blöcke in Schkopau verfügen jeweils über eine Leistung von 450 MW und wurden 1996 als erstes neues Braunkohlekraftwerk in den neuen Bundesländern in Betrieb genommen (960706). Mehrheitseigentümer war zunächst die Veba Kraftwerke Ruhr (VKR) mit 59 Prozent. Die restlichen Anteile hielt die Saale Energie GmbH, die jeweils zur Hälfte dem US-Unternehmen NRG Energy und der englischen Powergen gehörte. Mit der Gründung des E.ON-Konzerns ging die Mehrheitsbeteiligung der Veba auf diesen über. Beim Minderheitsgesellschafter wurde NRG Energy alleiniger Eigentümer und verkaufte die Saale Energie 2012 an EPH.
Dem EPH-Konzern gehören nun im östlichen Braunkohle-Revier 13 Blöcke mit 7.562 MW. Diese Gesamtkapazität wird sich gemäß dem "Stilllegungspfad Braunkohle" erst ab 2026 verringern, weil bis dahin ausschließlich neun Blöcke des RWE-Konzerns im westlichen Revier stillgelegt werden. Auch dann werden bis Ende 2035 nur 4.565 MW vom Netz gehen, so dass EPH in den letzten drei Jahren bis zur endgültigen Abschaltung aller Braunkohlekraftwerke noch immer über Verstromungskapazitäten von rund 3.000 MW verfügen kann (200101).
Damit scheint das Kalkül des EPH-Chefs Kretinsky aufzugehen, der an der Resterampe der europäischen Energiewirtschaft systematisch Kohlekraftwerke zu Schnäppchenpreisen oder gar geschenkt übernimmt, um sie für den Rest der Laufzeit optimal zu vermarkten. Sein größter Coup war die 2016 erfolgte Übernahme des gesamten deutschen Braunkohlegeschäfts von Vattenfall (160401), dessen EPH-Nachfolger seitdem unter dem Kunstwort "LEAG" auftreten (161010). Von diesen 13 Blöcken sind noch 11 in Betrieb. Nur Jänschwalde F und E gingen bisher vom Netz, bringen aber weiterhin Erlöse, weil ihre an sich unnötige "Sicherheitsbereitschaft" vier Jahre lang vom Staat vergütet wird (151005). Ähnlich verhält es sich mit dem Braunkohle-Kraftwerk Buschhaus, das EPH schon 2013 von E.ON bekam (161009).