Juni 2019

190614

ENERGIE-CHRONIK


Stromausfall in Argentinien und Uruguay

Die südamerikanischen Staaten Argentinien und Uruguay wurden am 16. Juni - einem Sonntag - um sieben Uhr morgens von einem Stromausfall betroffen, der stundenlang andauerte. Noch am darauffolgenden Morgen war die Versorgung um die beiden Hauptstädte Buenos Aires und Montevideo nur teilweise wieder hergestellt. Die Ursache dürfte – wie unlängst beim Stromausfall in Venezuela (190311) – in der Vernachlässigung der technischen Anlagen zu suchen sein. Dazu passt, dass der argentinische Stromversorger Edesur und die Regierung hierzu keine oder nur sehr nebulöse Angaben machten. Möglicherweise war der Auslöser eine partielle Netzüberlastung, die sich wegen des Versagens von Schutzmaßnahmen zum flächendeckenden Blackout auswachsen konnte.

"Das größte Risiko in Europa sind fehlende Speicher und Vorrang des Marktes vor der Physik"

"Bei uns könnte es sogar um ein Vielfaches schlimmer kommen", meinte dazu der Österreicher Herbert Saurugg, der sich als "Experte für die Vorbereitung auf den Ausfall lebenswichtiger Strukturen" bezeichnet und schon oft zu Störungen der Stromversorgung geäußert hat. In einem Interview mit den "Badischen Neuesten Nachrichten" (18.6.) hielt er die bislang sehr günstigen SAIDI-Werte des deutschen Netzes (170911) für keinen Anlass zur Entwarnung:

"Dieser Wert ist natürlich sehr positiv. Aber dass dies gestern so war, heißt nicht, dass es morgen auch noch so ist. Unser Versorgungsnetz steht vor enormen Herausforderungen. Da ist zum einen der steigende Strombedarf, zum anderen die Umstellung auf erneuerbare Energien im Rahmen der Energiewende. Die Erneuerbaren können konventionelle Kraftwerke nur bedingt ersetzen. Es fehlt vor allem an den Speicherlösungen. (...) Zunächst einmal müssten wir den Markt in die Schranken weisen, damit er physikalische Grenzen berücksichtigt. In den meisten europäischen Ländern, auch in Deutschland, ist der Stromhandel vom Netzbetrieb getrennt. Das führt dazu, dass Geschäfte abgewickelt werden, ohne die tatsächlichen Kapazitäten berücksichtigen zu müssen. Dies kann wiederum zu Engpässen oder Unregelmäßigkeiten in der Stromversorgung führen."

 

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