August 2015

150805

ENERGIE-CHRONIK


E.ON verkauft in Italien auch die Wasserkraftwerke

Der E.ON-Konzern verkauft in Italien nun auch seine Wasserkraftwerke, nachdem er sich bereits von den Kohle- und Gaskraftwerken getrennt hat. Wie er am 6. August mitteilte, werden sie von der ERG Power Generation S.p.A übernommen, einem Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien mit Sitz in Genua. Der Eigentümerwechsel soll bis Ende des Jahres vollzogen sein. Der Kaufpreis wurde von ERG mit rund 950 Millionen Euro angegeben.

Die verkaufte Wasserkraftwerks-Gruppe Terni erstreckt sich über die Regionen Umbria, Lazio und Marche. Sie besteht aus 16 Wasserkraftwerken, einer Pumpstation, sieben großen Dämmen, drei Stauseen (Salto, Turano und Corbara), 22 Wehren und 155 Kilometer Kanälen und Tunneln. Die Anlagen nutzen das Wasser der Flüsse Nera, Velino und Tiber mit ihren Nebenflüssen. Mit einer Gesamtleistung von 527 Megawatt erzeugt die Kraftwerksgruppe etwa 1,4 Terawattstunden Strom pro Jahr.

Strom- und Gasvertrieb soll bleiben

Schon im Januar hatte E.ON sieben italienische Gas- und Kohlekraftwerke mit einer Erzeugungskapazität von rund 4.500 MW verkauft (150103). Wenig später folgten sieben Solaranlagen mit einer Nennleistung von 49 MW. Nach eigenen Angaben verfügte der Konzern 2014 in Italien über eine Kraftwerkskapazität von insgesamt 5.200 MW, wovon 0,9 MW auf erneuerbare Energien entfielen. Mit dem Verkauf der Wasserkraftwerke hat er sich somit in Italien praktisch aus dem Kraftwerksbereich verabschiedet. An die Aufgabe des Strom- und Gasvertriebs ist dagegen – entgegen früheren Überlegungen – nicht mehr gedacht. Außerdem sollen Industrie- und Gewerbekunden weiterhin Blockheizkraftwerke angeboten werden.

Kraftwerks-Käufe in Italien, Spanien und Frankreich entpuppten sich bald als Kapitalvernichtung

Im Zuge der mit der italienischen Enel vereinbarten Zerschlagung der spanischen Endesa (070403) hatte der E.ON-Konzern vor sieben Jahren 80 Prozent der Endesa Italia mit einer Erzeugungskapazität von 7,2 Gigawatt übernommen. Die restlichen 20-Prozent erwarb er, indem er dem Versorger A2A insgesamt 1.460 MW aus dem früheren Endesa-Kraftwerkspark überließ. Gleichzeitig erwarb er Kraftwerkskapazitäten der früheren Endesa in Spanien und Frankreich. Insgesamt ließ er sich diese Zukäufe knapp 12 Milliarden Euro kosten (080309). Aus heutiger Sicht handelte es sich um schiere Kapitalvernichtung, denn E.ON mußte mehr als die Hälfte des Kaufpreises abschreiben. Schon 2010 kam es zu Wertberichtigungen in Milliardenhöhe (101009).

Von der iberischen Halbinsel hat sich E.ON bereits Ende 2014 wieder zurückgezogen (141211). Einen kleineren Teil des seinerzeit erworbenen Kraftwerksparks betreibt der Konzern jetzt nur noch in Frankreich, wo er zunächst 65 Prozent an der Endesa France (früher SNET) mit rund 2.500 MW Kraftwerkskapazität erlangte und 2009 auch den 35-Prozent-Anteil der Electricité de France (EDF) bekam (091005).

 

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