Mai 2015 |
150514 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das GKM ist das größte Kraftwerk in Baden-Württemberg. Bis in die neunziger Jahre steigerte es seine installierte Leistung kontinuierlich. Wegen des anfänglichen Strompreisverfalls nach der Liberalisierung verfügten die drei Aktionäre dann eine Schrumpfung von Kapazität und Belegschaft. Mit dem neuen Block 9 – der gegen die Proteste von Kohle-Gegnern durchgesetzt wurde – erreicht und übertrifft die installierte Kapazität wieder den alten Stand. Die Zahl der Arbeitsplätze ist aber nur noch halb so groß . |
Das Großkraftwerk Mannheim erstreckt sich kilometerweit entlang des Rheins. Im Vordergrund der neue Block 9 mit dem 180 Meter hohen Schornstein. Die Schornsteine der dahinter liegenden Blöcke 8 und 7 sind sogar 200 Meter hoch. Foto: GKM
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Im Großkraftwerk Mannheim (GKM) hat Mitte Mai der neue Steinkohle-Block 9 nach sechs Jahren Bauzeit den kommerziellen Leistungsbetrieb aufgenommen. Er verfügt über eine elektrische Leistung von 900 MW und kann bis zu 500 MW an Fernwärme bereitstellen. 100 MW sind für Bahnstrom reserviert. Der elektrische Wirkungsgrad beträgt 46,4 Prozent und die Brennstoffausnutzung bei Kraft-Wärme-Kopplung bis zu 70 Prozent. Die Baukosten werden mit 1,2 Milliarden Euro beziffert.
Das GKM wurde Anfang der zwanziger Jahre von den Pfalzwerken (Ludwigshafen), der Stadt Mannheim, der Badischen Landeselektrizitätsversorgung (Karlsruhe) und der Neckar AG (Stuttgart) gegründet und nahm 1923 mit einer Leistung von 37,5 MW (3 Blöcke mit 12,5 MW) den Betrieb auf. Im neuen Werk 2 neben dem Stammwerk, das 1983 stillgelegt wurde, gingen von 1954 bis 1993 sukzessive die Blöcke 1 bis 8 ans Netz. Die in den siebziger Jahren errichteten Blöcke 5 und 6 wurden jedoch nicht mit Steinkohle, sondern mit Öl/Gas betrieben. Nach der Liberalisierung des Strommarktes wurde Block 5 stillgelegt und Block 6 auf Steinkohle umgerüstet, wodurch die installierte Gesamtleistung von 2.125 auf 1.675 MW zurückging.
Mit der jetzt erfolgten Inbetriebnahme von Block 9 wurden die Steinkohle-Blöcke 3 und 4 (jeweils 220 MW) abgeschaltet. Die installierte Werkleistung beträgt nun 2.146 MW und liegt damit leicht über dem Höchststand in den neunziger Jahren, als mit der Verringerung von Leistung und Belegschaft begonnen wurde (991120). Im Unterschied zu damals beschäftigt das GKM nun aber anstelle von rund tausend Mitarbeitern nur noch etwa die halbe Anzahl.
Alle Blöcke des Kraftwerks werden mit Frischwasser aus dem Rhein gekühlt, was ein nicht unerheblicher Kostenfaktor ist, seitdem das Land Baden-Württemberg 1988 einen "Wasserpfennig" für die Entnahme von Oberflächenwasser einführte (991017). Im jüngsten Geschäftsbericht befürchtet das GKM "eine weitere Verschlechterung der Wettbewerbssituation", wenn 2019 eine Erhöhung dieses Wasserentnahmeentgelts um 50 Prozent in Kraft tritt. Das größere Risiko bleiben freilich die Großhandels-Strompreise, die sich auf Rekordhöhe bewegten, als die Planungen für den neuen Block begannen, und auch noch deutlich höher lagen, als im Juni 2010 der Grundstein gelegt wurde.
Das GKM ist heute ein Gemeinschaftskraftwerk von RWE (40 Prozent), Energie Baden-Württemberg (32 Prozent) und MVV (28 Prozent). Das Grundkapital von 66,5 Millionen Euro besteht aus vinkulierten Namensaktien. Der erzeugte Strom wird den Aktionären zum Selbstkostenpreis zuzüglich eines fest vereinbarten Gewinnaufschlags überlassen. Laut Geschäftsbericht verringerte sich 2014 der Absatz beim Strom von 6,7 auf 5,9 Milliarden Kilowattstunden und bei der Fernwärme von 2,8 auf 2,2 Milliarden Kilowattstunden. Der Gesamtumsatz von 492,8 Millionen Euro entfiel zu 91,9 Prozent auf Strom und zu 8,1 Prozent auf Fernwärme. Der Jahresüberschuß belief sich – entsprechend den vertraglichen Abmachungen mit den Aktionären – unverändert auf rund 6,65 Millionen Euro bzw. zehn Prozent des Grundkapitals.