März 2015

150313

ENERGIE-CHRONIK


Südweststrom erprobt "hybrides Blockheizkraftwerk"

Der in Tübingen ansässige Stadtwerke-Verbund Südweststrom erprobt derzeit ein "hybrides Blockheizkraftwerk", bei dem die übliche Kraft-Wärme-Kopplung durch eine Wärmepumpe und einen Elektrokessel ergänzt wird. Diese Kombination ermöglicht es, je nach Wärmebedarf und Strompreis auf die günstigste Art des Betriebs umzuschalten. Nach Angaben des Betreibers können so gegenüber einer rein wärmegeführten Betriebsweise mit Gaskesseln über 40 Prozent an Erdgas eingespart werden. Da sich diese eingesparte Gasmenge zu einem beliebigen Zeitpunkt verstromen läßt, erfülle die Anlage so die Funktion eines "virtuellen Stromspeichers".

Das hybride Blockheizkraftwerk wurde im Auftrag des Landes Baden-Württemberg für 2,5 Millionen Euro auf dem Gelände der Landes-Polizeihochschule in Biberach/Riß installiert und am 20. März vom Stuttgarter Finanzminister Nils Schmidt (SPD) eingeweiht. Der Minister äußerte dabei die Erwartung, daß sich das Pilotprojekt in etwa acht bis zehn Jahren amortisieren werde. Die energiewirtschaftliche Betriebsführung und Optimierung der Anlage übernimmt zehn Jahre lang die Südweststrom, die das Projekt konzipiert und seine Umsetzung begleitet hat.

Den Kern der Anlage bilden zwei gasbetriebene Blöcke mit einer elektrischen Leistung von jeweils 400 Kilowatt und ein Heizkessel mit einer thermischen Leistung von 1,5 MW. Insbesondere im Sommerhalbjahr deckt jedoch eine Wärmepumpe mit einer thermischen Leistung von 350 Kilowatt den überwiegenden Wärmebedarf, was pro Kilowattstunde Strom die Einsparung von rund vier Kilowattstunden Erdgas ermöglicht. Zusätzlich steht ein Elektrokessel mit 400 Kilowatt zur Verfügung, der Strom in Wärme umwandelt, wenn sich durch ein Überangebot an Strom und den dadurch bewirkten Verfall der Börsenpreise diese Betriebsweise empfiehlt. Für eine ausreichende zeitliche Entkoppelung zwischen Wärmeerzeugung und -verbrauch sorgen ein Heizwasser-Wärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von 200 Kubikmetern und ein Kaltwasser-Wärmespeicher mit 500 Kubikmetern.

Nach Ansicht von Südweststrom-Chef Friedrich Weng bietet dieses Konzept gegenüber Strom-zu-Gas-Anlagen oder Pumpspeicherkraftwerken erhebliche techische und wirtschaftliche Vorteile. Es verfüge nicht nur über einen sehr hohen Wirkungsgrad als virtueller Stromspeicher, sondern eigne sich insbesondere für den langfristigen Ausgleich der saisonalen Schwankungen der Solar- und Windstromerzeugung. Bisher werde ein marktorientierter, energiewirtschaftlich sinnvoller Betrieb solcher Anlagen allerdings noch durch die geltende Gesetzgebung erschwert, welche die Eigenversorgung mit KWK-Strom gegenüber der Stromentnahme aus dem Netz privilegiere.

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