August 2014 |
140812 |
ENERGIE-CHRONIK |
Bei der Inspektion des unterirdischen Feststofflagers im Kernkraftwerk Brunsbüttel wurden jetzt auch in der Kaverne Nr. 2 stark korrodierte Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen gefunden. Wie das Kieler Energiewendeministerium am 20. August mitteilte, ist aufgrund der starken Beschädigungen stellenweise sogar der Inhalt ausgetreten und hat sich in breiiger Form auf dem Boden angesammelt. Vermutlich handele es sich um Verdampferkonzentrat aus der Behandlung von radioaktiv kontaminiertem Wasser. Gesundheitsgefahren für Mitarbeiter und Bevölkerung bestünden aber nicht, da die Kavernen durch meterdicke Betonriegel von der Umgebung abgeschirmt sind und ihre Untersuchung mit einer ferngesteuerten Spezialkamera erfolgt.
Im Innern der Kaverne wurde eine Luftfeuchtigkeit von knapp 75 Prozent festgestellt. Die Behörde geht deshalb davon aus, daß das Verdampferkonzentrat seinerzeit vor der Einlagerung nicht ausreichend getrocknet worden ist. In der Kaverne befinden sich 118 Fässer, darunter 46 sogenannte Altfässer, die in den Jahren 1983 bis 1985 eingelagert wurden. Bis zum 19. August wurden 40 Fässer vollständig inspiziert und dabei an 10 Fässern starke Auffälligkeiten festgestellt.
Angesichts der neuen Befunde ist die Atomaufsicht der Auffassung, daß das bislang von Vattenfall entwickelte Konzept zur Bergung der korrodierten Fässer nicht ausreichen wird, um deren sichere Handhabung zu gewährleisten. Nach Einschätzung der Behörde läßt sich zumindest eines der Fässer nicht mehr anheben, weil der Deckel nicht mehr vollständig mit dem Faß verbunden ist. Sie hat daher die Betreibergesellschaft aufgefordert, unverzüglich weitere Beprobungen durchzuführen und ein Bergungskonzept für die Inhalte der Kaverne 2 vorzulegen.
In den sechs Kellerräumen des Kernkraftwerks lagern insgesamt 631 Stahlfässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dem Reaktorbetrieb (Filterharze, Verdampferkonzentrate und Mischabfälle). Bei Umfüllarbeiten war 2012 in der Kaverne 4 ein stark verrostetes und teilweise zerstörtes Fass entdeckt worden (120302). Eine umfassende Kamera-Inspektion bestätigte im Februar 2014 die Annahme, daß weitere Fässer korrodiert sind (140208). Im Juli dieses Jahres wurde die Kaverne 5 untersucht, in der sich neben Reststoffen aus dem Betrieb des Kernkraftwerks Brunsbüttel auch Fremdabfällen aus der belgischen kerntechnischen Anlage Mol befinden. Im August folgte die jetzt abgeschlossene Inspektion der Kaverne 2. Noch nicht untersucht sind die Kavernen 1, 3 und 6.