Mai 2013 |
130502 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die deutschen Energiekonzerne kämpfen mit sinkenden Erträgen. Am eindringlichsten zeigt dies die Kursentwicklung bei den beiden DAX-Unternehmen E.ON (rot) und RWE (blau). Die Notierung der EnBW-Aktie (weiß) ist weniger aussagekräftig und außerdem lückenhaft, da die geringe Menge an Streubesitz-Aktien kaum gehandelt wird. Die Vattenfall Europe AG taucht hier gar nicht auf, da sie sich komplett im Besitz des schwedischen Mutterkonzerns befindet. Interessant ist jedoch der Vergleich mit dem einzigen börsennotierten Kommunalversorger MVV (grün), der in dem hier dargestellten Zeitraum von 14 Jahren am wenigsten Federn lassen mußte. (Siehe auch Hintergrund) |
Bei den deutschen Energiekonzernen hält die negative Ertragsentwicklung an. Dies ergibt sich aus den Vierteljahresberichten, die E.ON, RWE und EnBW im Mai vorgelegt haben. Hauptproblem ist die Stromerzeugung mittels Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken, die über Jahrzehnte üppige Gewinne bescherte, inzwischen aber durch den Ausbau der erneuerbaren Energien an Rentabilität verloren hat. Die Energiekonzerne verlangen ein "neues Marktdesign", das schon die bloße Vorhaltung von konventioneller Kraftwerkskapazität honoriert. Andernfalls seien solche Kraftwerke, die zum Ausgleich der fluktuierenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen benötigt werden, nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Zugleich suchen sie nach neuen gewinnbringenden Geschäftsmodellen, die vor allem im Ausland angesiedelt sind. Zur Finanzierung dieser Vorhaben werden umfangreiche "Desinvestitionen" vorgenommen, d.h. Verkäufe von Unternehmensteilen. Hinzu kommen neue Programme zur betrieblichen "Effizienzsteigerung", die im wesentlichen aus Stellenabbau bestehen.
"Wir sind hier, um Ihr Vermögen zu mehren oder, wo nötig, zu schützen", begründete E.ON-Chef Johannes Teyssen die Forderung nach einem neuen Marktdesign auf der Hauptversammlung seines Unternehmens am 3. Mai. "Und dazu gehört auch, daß wir Kraftwerke, die nach unserer Erwartung nicht wieder rentabel werden können, stilllegen. Und wenn wir das nicht machen, weil diese Kraftwerke für die Kunden und das System unverzichtbar sind, erwarten wir eine faire Vergütung." In diesem Sinne sei mit der Bundesnetzagentur und dem Netzbetreiber Tennet die Vereinbarung über den Weiterbetrieb des Gaskraftwerks Irsching (130418) zustande gekommen.
Teyssen beklagte ferner die niedrigen Strompreise am Spotmarkt, die sich seit dem 2008 erreichten Höchststand auf knapp 40 Euro pro Megawattstunde halbiert haben: "Jeder Rückgang um einen Euro kostet E.ON bis zu 100 Millionen Euro." Insgesamt befinde sich so die Stromproduktion des E.ON-Konzerns "unter größtem Druck". Schuld daran sei ein "unverdaulicher Cocktail aus schwacher Nachfrage und einer verkorksten Regulierung in Europa und Deutschland".
Die neuen Projekte im EU-Ausland, die unter den Aktionären schon deshalb umstritten sind, weil E.ON bereits innerhalb Europas etliche Milliarden in den Sand gesetzt hat (101009), verteidigte Teyssen mit den Worten: "Brasilien und die Türkei werden Ihnen morgen noch viel Freude bereiten. So wie das russische Stromgeschäft und das Wind-Geschäft in den USA schon heute. Dabei wird es natürlich immer auch einmal konjunkturelle oder operative Rückschläge geben. Aber wer wagt, kann mit solchen Zukunftsgeschäften viel gewinnen. Wer sich trotz schrumpfender Basis in der Heimat ängstlich nicht bewegt, hat schon verloren."
Der norwegische Energiekonzern Statkraft, der bisher 4,2 Prozent der E.ON-Aktien besaß, hat diese Beteiligung verkauft. Wie er am 8. Mai mitteilte, erlöste er für die 83,4 Millionen Aktien 8,5 Milliarden Norwegische Kronen (rund 1,1 Milliarden Euro). Die Papiere seien im ersten und im zweiten Quartal abgestoßen worden. Anlaß für den Verkauf war wohl, daß der norwegische Staatskonzern Abschreibungen auf die E.ON-Beteiligung vornehmen mußte, die er einst für seinen Rückzug aus E.ON Sverige (ehemals Sydkraft) erhalten hatte (071010).