September 2012

120910

ENERGIE-CHRONIK


Stadtwerke stellen bei säumigen Kunden auf Vorkasse-Zähler um

Die Stadtwerke Völklingen rüsten derzeit rund 1000 Haushalte auf sogenannte Prepaid-Zähler um, die nur gegen Vorkasse Strom liefern. Sie reagieren damit auf die steigende Zahl von einkommensschwachen Kunden, die ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können oder wollen. In diesem Jahr haben sie aus diesem Grund bereits 400 Zähler gesperrt. Im Vorjahr wurde bei 600 der insgesamt 25.000 Kunden der Strom abgeklemmt. Zu den Betroffenen gehören vor allem Hartz-IV-Bezieher, die den immer teurer werdenden Strom aus ihrem Regelsatz von 374 Euro bezahlen müssen.

In der Grundversorgung verlangen die Stadtwerke Völklingen von ihren Haushaltskunden derzeit 74,97 Euro jährlich als Verrechnungspreis zuzüglich 28,54 Cent pro Kilowattstunde als Arbeitspreis. Daneben gibt es Wahltarife, die etwas günstiger sind. Zum Beispiel "citystrom single" mit monatlich 5,50 Euro Verrechnungspreis zuzüglich 27,43 Cent/kWh Arbeitspreis. Für einen alleinstehenden Hartz-IV-Empfänger mit einem Jahresverbrauch von 2000 Kilowattstunden ergibt sich so eine monatliche Stromrechnung von 51,21 Euro, für deren Bezahlung er 14 Prozent des ihm gewährten Regelsatzes ausgeben muß.

Stromsperre kostete vier Kinder das Leben

Am 24. August kamen in Saarbrücken-Burbach vier Kinder bei einem Wohnungsbrand ums Leben, der durch eine brennende Kerze ausgelöst wurde. Nur die Eltern und ein Säugling konnten von der Feuerwehr aus der Dachgeschoßwohnung gerettet werden. Der siebenköpfigen Familie war seit dem 17. August von der Energie SaarLorLux der Strom abgestellt worden, weil sie ihre Stromrechnungen nicht bezahlt hatte. Dem Vernehmen nach beliefen sich die seit 2009 angehäuften Schulden auf insgesamt 2500 Euro. Die Familie war auf das sogenannte Arbeitslosengeld II (Hartz IV) angewiesen.

In Rheinland-Pfalz wurde 36.000 Haushalten der Strom abgestellt

Der Brand in Saarbrücken-Burbach löste eine Debatte darüber aus, wieweit Stromsperren überhaupt zulässig sind, wenn dadurch das Leben von Kindern, Kranken, alten Leuten oder Wohnungsnachbarn gefährdet wird. Nach Angaben der örtlichen Caritas-Beratungsstelle wurde allein in Burbach innerhalb der letzten drei Monate rund einem halben Dutzend Familien mit Kindern der Strom abgestellt. Die Saarbrückener Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD), die bei bei Energie SaarLorLux stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende ist, regte ein bundesweites Verfahren an, um "soziale Härtefälle" von Sperrungen auszunehmen. In Rheinland-Pfalz kündigte die Verbraucherzentrale ein Pilotprojekt an, das unter Einbeziehung der Energieversorger und mit finanzieller Unterstützung des Mainzer Wirtschaftsministeriums die Verhängung von Stromsperren generell verhindern soll. In diesem Bundesland sei im vergangenen Jahr 36.000 Haushalten der Strom abgestellt worden.

Altmaier will Hartz-IV-Empfängern kostenlose Energieberatung anbieten

Bundesumweltminister Peter Altmaier lehnt dagegen finanzielle Hilfen für einkommensschwache Haushalte ab, die unter dem von der Bundesregierung forcierten Strompreisanstieg (120801) besonders leiden. Am 16. August legte er ein propagandistisches "Zehn-Punkte-Programm" zur Ausgestaltung der sogenannten Energiewende vor, das unter anderem eine "kostenlose Energieberatung" für einkommensschwache Haushalte vorsieht. "Nach zurückhaltenden Schätzungen können hier über 30 Prozent Strom gespart werden" behauptete er in völliger Verkennung der Realitäten. "Damit ließen sich steigende Strompreise in vielen Fällen ausgleichen."

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