Dezember 2011

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ENERGIE-CHRONIK


Solarzellen-Hersteller Solon muß aufgeben

Die Solon SE hat am 13. Dezember Insolvenz beantragt. Betroffen sind rund 800 Beschäftigte. Das 1996 gegründete Unternehmen wurde seit 1998 an der Börse notiert und gehörte zu den führenden Solarmodulherstellern in Deutschland und Europa. Der Preisrückgang für Solarzellen auf dem Weltmarkt, der seit etlichen Jahren alle deutschen Hersteller in Bedrängnis bringt (090812), hat damit sein bisher größtes Opfer gefordert. Die Solon-Aktie war Ende Dezember nur noch 43 Cent wert. Zu den Glanzzeiten der Firma lag der Kurs bei nahezu 90 Euro.

Im Jahr 2008, als zum letzten Male die Gewinne sprudelten, bezog Solon in Berlin-Adlershof ein futuristisch anmutendes Hauptquartier, mit dem das Unternehmen "Anspruch und Wirklichkeit verbinden" wollte. Zum Beispiel befindet sich auf dem begehbaren Dach eine Photovoltaikanlage mit 210 kW Nennleistung.
© WISTA-MANAGEMENT GMBH – www.adlershof.de

Wie andere Hersteller hatte Solon vom Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) profitiert, das ab dem Jahr 2000 die Einspeisungsvergütungen von den Erlösen der Stromversorger abkoppelte und für die teure Photovoltaik besonders hohe fixe Vergütungen gewährte (siehe Hintergrund). Der Börsenwert des Unternehmens lag zeitweise bei 1,5 Milliarden Euro. Der Boom bei Solaranlagen, den das EEG auslöste, sorgte bei den Herstellern für üppige Gewinne, da sie Kostensenkungen kaum weitergaben und das Rationalisierungspotential nicht so ausschöpften, wie es möglich und auch im eigenen Interesse ratsam gewesen wäre. Schon 2007 kam es deshalb innerhalb der Photovoltaik-Branche zu einem Streit zwischen Fachleuten, die vor einer Fehlentwicklung warnten, und Lobbyorganisationen wie dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW), die keine Schmälerung ihrer Profite hinnehmen wollten (070615). Als 2008 bei der Novellierung des EEG erstmals eine Senkung der Vergütungen für Solarstrom in Betracht gezogen wurde, machte die Lobby dagegen mit Zeitungsanzeigen mobil (080507).

Ab 2009 ging es abwärts

Der lukrative Markt für Solarmodule lockte indessen auch ausländische Hersteller an, denen es nicht schwer fiel, die Preise der deutschen Hersteller zu unterbieten. Vor allem China eroberte große Marktanteile (090812). Dadurch wurde es für die deutschen Hersteller zunehmend ungemütlich. Solon konnte noch bis 2008 steigende Umsätze und Gewinne verzeichnen. Im Jahr 2007 belief sich der Umsatz auf 503 Millionen Euro und der Gewinn auf über 22 Millionen Euro. 2008 erreichte der Gewinn sogar 31 Millionen Euro. Aber schon im ersten Halbjahr 2009 geriet das Unternehmen tief in die roten Zahlen und verbuchte einen Fehlbetrag von 110 Millionen Euro, der sich bis zum Jahresende auf über 143 Millionen Euro erhöhte. Der damalige deutsche Solarzellen-Marktführer Q-Cells gab für das erste Quartal 2009 ebenfalls einen Umsatzrückgang um 17 Prozent auf 225 Millionen Euro bekannt und mußte Kurzarbeit einführen. Beim Solarkonzern Conergy sank der Kurs der Aktie seit Ende 2007 von 23 Euro in den Cent-Bereich.

Bund und Länder müssen um 117 Millionen Euro bangen

Schon bisher konnte sich Solon nur mit Hilfe von Krediten und Bürgschaften über Wasser halten. Der Bund bürgte für insgesamt 70 Millionen Euro, das Land Berlin für 37,4 Millionen und Mecklenburg-Vorpommern für 9,3 Millionen Euro. Als Folge der Insolvenz werden diese Bürgschaften nun in Anspruch genommen werden. Unklar ist lediglich, in welchem Ausmaß.

Die Insolvenz des in Berlin ansässigen Unternehmens, das seit drei Jahren als Aktiengesellschaft europäischen Rechts (SE) firmiert, betrifft auch die Töchter Solon Photovoltaik GmbH (Berlin), Solon Nord GmbH (Greifswald) und Solon Investments GmbH (Freiburg). Wie es in der knappen Mitteilung hieß, gab es in den den letzten Monaten intensive Bemühungen zur Abwendung dieses Schritts. Die Verhandlungen mit Investoren, Banken und Bürgen über eine einvernehmliche Lösung seien indessen gescheitert. Man werde nun im Rahmen des Insolvenzverfahrens nach Möglichkeiten zur "finanziellen Restrukturierung" des Unternehmens suchen.

Ebenfalls kritisch ist die Lage bei Q-Cells: Der in Bitterfeld ansässige Hersteller erzielte im dritten Quartal dieses Jahres einen Verlust von 57 Millionen Euro, während er im Vorjahreszeitraum noch 13 Millionen Euro Gewinn ausweisen konnte. Bis zum Jahresende sollten zehn Prozent der 2500 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen.

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