August 2011

110811

ENERGIE-CHRONIK


Schiedsgericht soll über Preis für russisches Erdgas entscheiden

E.ON hat nun doch ein Schiedsgericht in Stockholm angerufen, um Zugeständnisse bei den Preisen für russisches Erdgas zu erreichen. Ein Sprecher der E.ON Ruhrgas bestätigte am 1. August entsprechende Presseberichte. Mitte Juli hatte Konzernchef Johannes Teyssen in einem Interview der Ansicht widersprochen, daß die Verhandlungen mit Gazprom gescheitert seien (110708). Offenbar war dies aber so zu verstehen, daß parallel zur Einleitung des Schiedsverfahrens weiter mit Gazprom verhandelt werden soll. Die Ruhrgas importiert seit 1973 russisches Erdgas. Die Anrufung des Schiedsgerichts ist eine in den Lieferverträgen vorgesehene Möglichkeit zur Beilegung von Preisstreitigkeiten. Bisher wurde davon aber noch nie Gebrauch gemacht.

Die langfristigen Verträge mit Gazprom sind für E.ON inzwischen unattraktiv geworden, weil sie den Lieferpreis an den Ölpreis koppeln, der seit 2009 erheblich gestiegen ist, während ein vermehrtes Angebot an den Gas-Spotmärkten die Preise gesenkt hat. Im neuesten Halbjahresbericht begründet der Konzern die Verschlechterung der Ertragslage unter anderem mit "negativen Ergebnissen aus langfristigen Gasbezugsverträgen" (110801). Damit dürften hauptsächlich die festgefahrenen Verhandlungen mit der russischen Gazprom gemeint sein. Ähnliche Probleme gibt es aber auch mit dem norwegischen Lieferanten Statoil. In diesem Fall wird E.ON wohl ebenfalls die vertraglich vorgesehene Schlichtung anrufen, wenn die bis Jahresende dauernde Friedenspflicht abgelaufen ist.

Gasversorger erhöhen die Preise um durchschnittlich elf Prozent

Die deutschen Endverbraucher müssen sich unterdessen auf einen erheblichen Anstieg ihrer Gasrechnungen gefaßt machen. Wie der Tarifvergleicher Verivox am 18. August mitteilte, haben 223 Versorger für September und Oktober Preissteigerungen von durchschnittlich 11 Prozent angekündigt. Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh bedeute dies eine zusätzliche Belastung von durchschnittlich 130 Euro pro Jahr.

Die Versorger begründen die Preissteigerungen in der Regel mit den gestiegenen Ölpreisen. Ob und wieweit diese Begründung zutrifft, ist für den Kunden allerdings nicht nachprüfbar. Die tatsächlichen Einkaufskosten hängen stark davon ab, wieweit ein Lieferant seinen Bedarf aus langfristigen Verträge mit Ölpreiskopplung deckt oder die günstigeren Preise am Spotmarkt nutzt. Es empfiehlt sich deshalb ein Preisvergleich und gegebenenfalls ein Lieferantenwechsel. Nach Angaben von Verivox kann derzeit pro Postleitzahlengebiet zwischen durchschnittlich 53 Gasanbietern ausgewählt werden. Die mögliche Ersparnis durch einen Anbieterwechsel betrage bei vergleichbaren Tarifkonditionen im Durchschnitt 299 Euro.

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