Trotz der Stillegung von zwei Kohle-Blöcken bestreitet das Kraftwerk Emile Huchet weiterhin den größten Teil der E.ON-Stromerzeugung in Frankreich. Erst im vorigen Jahr gingen zwei neue GuD-Blöcke mit 828 MW in Betrieb.	In Montceau-les-Mines wird schon seit 1992 keine Kohle mehr gefördert. Nun wird Ende 2012 auch das Kohlekraftwerk stillgelegt. Vom GuD-Neubau "Lucy 4" ist nicht mehr die Rede. Der Gemeinderat fühlt sich von E.ON getäuscht.
Fotos: E.ON France

E.ON legt in Frankreich fünf Kohle-Kraftwerke still

E.ON France hat am 16. Juni die Stillegung von fünf Steinkohlekraftwerken mit einer Leistung von insgesamt 1193 MW mit Ende des Jahres 2012 angekündigt. Das ist mehr als ein Drittel der Erzeugungskapazität von 3200 MW, über die E.ON in Frankreich verfügt. Die französische E.ON-Tochter begründete die Stillegung allgemein mit den erhöhten Kosten für CO2-Zertifikate ab 2013. Zusätzlich fehle den drei ältesten Blöcken eine Rauchgasreinigung, die heutigen Vorschriften genügt, weshalb sie schon derzeit nur mit einer Ausnahmegenehmigung noch bis Ende 2015 betrieben werden dürften.

Bei den beiden modernsten Anlagen nannte E.ON dagegen gerade deren nachträgliche Umrüstung auf die effiziente und umweltfreundliche zirkulierende Wirbelschichtfeuerung als Grund, weshalb sie stillgelegt werden müßten: Es handele sich um Kraftwerke, die nur zur Deckung der Grundlast eingesetzt werden könnten. Es fehle ihnen an der notwendigen "Flexibilität und Zuverlässigkeit", um den Bedürfnissen des heutigen Strommarktes entsprechen zu können.

Im einzelnen handelt es sich um die folgenden Kraftwerksblöcke:

Das Kraftwerk Emile Huchet bleibt trotz Stillegung der beiden Blöcke weiterhin der Schwerpunkt der E.ON-eigenen Stromerzeugung in Frankreich: Der Steinkohle-Block 6 (600 MW) und die beiden neuen GuD-Blöcke 7 und 8, die voriges Jahr den Betrieb aufnahmen (828 MW), erzeugten schon bisher zwei Drittel des Stroms. In Hornaing gibt es Pläne für den Bau einer neuen GuD-Anlage mit 430 MW. In der Centrale de Provence soll Block 6 mit 600 MW zumindest bis 2025 betrieben werden. Außerdem wird die Umrüstung des stillgelegten Blocks 4 auf Biomasse erwogen.

im burgundischen Montceau-les-Mines bedeutet dagegen die Stillegung von Lucy 3 das Ende als Kraftwerksstandort. Als die Anlage noch Endesa gehörte, sollte der Steinkohleblock durch eine GuD-Anlage ersetzt werden. Auch E.ON hatte den Neubau eines Gaskraftwerks in Aussicht gestellt. Alternativ wurde die Umstellung auf Biomasse genannt. Inzwischen ist von beidem nicht mehr die Rede. Der Gemeinderat von Montceau-les-Mines solidarisierte sich deshalb mit dem Protest der betroffenen Beschäftigten und warf E.ON ein "wirtschaftliches Täuschungsmanöver" vor.

Der E.ON-Konzern ist nach EDF und GDF Suez der drittgrößte Stromerzeuger in Frankreich. Sein Marktanteil ist mit etwa zwei Prozent allerdings nur sehr gering und beschränkt sich auf Unternehmenskunden. Neben 3,2 MW aus eigenen Kohle- und Gaskraftwerken sowie etwas Wind und Photovoltaik verfügt er über 800 MW Bezugsrechte für Atomstrom (110406).

E.ON France besteht im wesentlichen aus der Kraftwerkstochter Snet, an der E.ON im Zuge der Zerschlagung der spanischen Endesa 2007 die Mehrheit übernahm (070403). Seit dem Erwerb der restlichen Anteile von der EDF (091005) ist E.ON hundertprozentiger Eigentümer. Die "Société nationale d'électricité et de thermique" ging 1995 aus dem inzwischen aufgelösten staatlichen Kohlekonzern "Charbonnages de France" hervor. Ihre Anlagen ergänzen den nuklearen Kraftwerkspark Frankreichs vor allem durch Bereitstellung von Mittel- und Spitzenlast. Seit Einstellung der französischen Kohleförderung (040408) werden alle französischen Kohlekraftwerke mit Importsteinkohle befeuert.

Links (intern)

• E.ON und EDF tauschen Erzeugungskapazitäten und Kraftwerksbeteiligungen (091005)
• E.ON kauft für 12 Milliarden Euro in Spanien, Italien und Frankreich (080309)
• E.ON übernimmt Kraftwerkskapazitäten in Spanien, Italien und Frankreich (070403)

• Link-Liste zum E.ON-Konzern