April 2011

110406

ENERGIE-CHRONIK


In Frankreich kostet die Megawattstunde vorläufig 40 Euro

Die französische Regierung gab ab am 19. April den Preis bekannt, zu dem künftig die Electricité de France (EDF) bis zu einem Viertel ihres Atomstroms an Wettbewerber verkaufen muß (110203). Dieser "Prix ARENH" (Accès gulé au Nucléaire Historique) ersetzt ab 1. Juli 2012 den seit 2007 geltenden Übergangstarif TaRTAM für Industriekunden (Tarif Réglementé Transitoire d'Ajustement du Marché). Er beträgt zunächst 40 Euro pro Megawattstunde und steigt für das erste Halbjahr 2012 auf 42 Euro.

Das ist deutlich weniger als der Börsenpreis für Grundlaststrom, der im April bei etwa 56 Euro lag, aber auch deutlich mehr, als sich GDF Suez und andere Konkurrenten der EDF erhofft hatten. Sie wollten höchstens 35 Euro bezahlen. Zunächst war erwartet worden, daß die von der Regierung mit der Preisfindung beauftragte Kommission etwa 38 Euro für angemessen halten würde. Daß der "Prix ARENH" nun doch höher ausfällt, ist offenbar auf die Reaktorkatastrophe in Japan zurückzuführen. Industrieminister Eric Besson begründete die Anhebung auf 42 Euro ab dem kommenden Jahr ausdrücklich mit den notwendigen Investitionen in den nuklearen Kraftwerkspark der EDF, die im Zuge der derzeitigen Sicherheitsüberprüfungen wahrscheinlich noch verstärkt werden müßten.

Der Strompreis für Haushaltskunden wird bis 2015 von der Regierung und dann von der Regulierungsbehörde festgesetzt

Besson versicherte zugleich, daß der Strompreis für Haushaltskunden bis 2015 weiterhin staatlicher Festsetzung unterliegt. Einer bereits beschlossenen Preiserhöhung um 2,9 Prozent ab 1. Juli dieses Jahres werde in den nächsten zwölf Monaten keine weitere folgen.

Wie es ab Mitte 2012 weiter geht, bleibt vorläufig offen. Ab 2015 obliegt die Tarifgenehmigung für Kleinverbraucher der Regulierungsbehörde CRE (Commission de Régulation de l'Energie). Die Höhe des "Prix ARENH" wird bereits ab 2013 von der CRE festgesetzt, aber nur für zwei Jahre, weil ab 2015 die Regulierung des Großhandelspreises ganz entfällt.

Mit dem schrittweisen Rückzug aus der Strompreis-Regulierung auf Grundlage des im November 2010 verabschiedeten "Loi NOME" fügt sich die französische Regierung dem Druck aus Brüssel. Der EU-Kommission sind die französischen Niedrigpreise seit langem ein Dorn im Auge, da der von ihr forcierte "Wettbewerb" in allen anderen Ländern die Strompreise in die Höhe getrieben hat. Die "Liberalisierung" des französischen Strommarktes, auf dem es bisher für Konkurrenten der EDF nicht viel zu holen gab, erfolgt deshalb Hand in Hand mit Preiserhöhungen.

"Für die Verbraucher ist das eine schlechte Nachricht", erklärte die Verbraucherorganisation "Que Choisir" zur Bekanntgabe der Preis-Festsetzung. Die jetzt getroffene Entscheidung werde über kurz oder lang unweigerlich einen erheblichen Anstieg der Strompreise bewirken. Daran ändere auch das Versprechen der Regierung nichts, die Tarifkontrolle bis 2015 beizubehalten und sich vorläufig auf eine weitere Erhöhung um 2,9 Prozent zu beschränken. Schon ab Mitte 2012 drohten die Stromrechnungen der französischen Haushalte zu explodieren.

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