April 2004 |
040408 |
ENERGIE-CHRONIK |
Mit einer feierlichen letzten Grubenfahrt auf der letzten noch existierenden Zeche "La Houve" in Creutzwald nahe der Grenze zum Saarland beendete Frankreich am 23. April den Kohlebergbau. Wie in Deutschland war auch in Frankreich die Steinkohle seit Anfang der sechziger Jahre nicht mehr konkurrenzfähig. Nach Angaben des Staatskonzerns Charbonnages de France - dem französischen Gegenstück zur Deutschen Steinkohle AG - kostete die Förderung zuletzt 150 Euro pro Tonne, während Importkohle aus Australien bereits für 40 Euro zu haben war. Seit 1994 gab es deshalb zwischen Regierung, Gewerkschaften und Unternehmen einen Kohle-Pakt, der das Ende der Förderung zunächst für 2005 vorsah.
In Deutschland wird dagegen der Steinkohlenbergbau weiterhin stark subventioniert. Nach dem Auslaufen des derzeitigen Förderzeitraums soll er von 2006 bis 2012 mit weiteren 16 Milliarden Euro unterstützt werden, wobei die Förderung von 26 auf 16 Millionen zurückgeht (siehe 031115).
Allerdings hat der Kohlenbergbau in Frankreich nie
dieselbe wirtschaftliche Bedeutung wie in Deutschland erlangt, da es an
ausreichenden Lagerstätten fehlte. Auch auf dem letzten Höhepunkt
des Steinkohlebergbaues in den fünfziger Jahren betrug die französische
Steinkohleförderung nur etwa ein Drittel der deutschen. In früheren
Zeiten empfand Frankreich dies als gravierenden Mangel. Die Knappheit an
Kohle und Erzen war ein wichtiger Grund für die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen
mit Deutschland um Lothringen und das Saarland. Um den Kohle-Mangel zu
kompensieren, setzte Frankreich bei der Stromerzeugung zunächst auf
die Wasserkraft und später auf die Kernenergie.